CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)
Tainatar - Hämärän juhlat
(46:08, Taina-Kilta Productions, 2008)
Die Finnen sind schon irgendwie ein schräges Völkchen mit einem sehr eigenartigen Humor, aber einer ebenso vielfältigen Musikszene. Dass man davon etwas in unseren Breiten mitbekommt, was Musikalisches im Land im hohen Norden Europas passiert, dafür ist seit einiger Zeit der umtriebige, deutsche Vertrieb Nordic Notes verantwortlich. Neueste Entdeckung: Tainatar, die auf ganz eigene Art Progressive Rock mit World Music, Folk, Jazz und Kirmesmusik vereinen. Letztendlich im Endresultat irgendwie wieder mal typisch skandinavisch bzw. finnisch. Dass man auf offensichtlichen internationalen Erfolgt pfeift und einfach sein eigenes Ding durchzieht, offenbart auch die Tatsache, dass man komplett in Landessprache singt. Passt aber zweifellos ins Gesamtkonzept. Fast jedes Lied der aktuellen Tainatar CD spielt mit einem anderen stilistischen Schwerpunkt, worin sich der Hauptgrund für ein recht farbenfrohes und abwechslungsreiches Album manifestiert. Die Band-Philosophie umschreibt Schlagzeuger und Haupt-Songschreiber Antti Polameri recht schlicht: "Wir spielen ganz einfach die Musik, die wir auch selbst gerne anhören würden." Da sich im instrumentalen Repertoire ebenso Vibraphon und Saxophon befinden, ist ebenfalls die klangliche Breite wesentlich offener angelegt. Textlich vertraut man auf traditionelles Geschichtenerzählen, wo Zeit und Mysterien auf die Dinge des täglichen Lebens treffen. Da aber wie gesagt in Finnisch gesungen wird, kann hier nur aus dem Promozettel zitiert werden, denn auch meine Kenntnisse dieser sehr eigenwilligen Sprache tendieren schwer gegen Null. Trotz der vielschichtigen Einflüsse hat "Hämäran juhlat" seine musikalischen Wurzeln vor allem in den 70ern, ohne dass man hier gleich den Retro-Stempel draufdrücken muss. Vielmehr ist es der lockere Umgang mit Rock Attitüde, vielschichtige Musik ohne inhaltliche Schwere zu spielen und selbst die viel zitierte nordische Melancholie, mal etwas außen vor zu lassen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009