CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)
Snarling Adjective Convention - Bluewolf bloodwalk
(47:25, Unicorn Digital, 2008)
Eine Band namens Snarling Adjective Convention nennt ihre CD "Bluewolf bloodwalk". Und spielt kein satanisches Hardcore Doom Metal. Nein, es gibt angeschrägten Progressive Rock. Hinter den großen Namen stehen die Kopecky Brüder (und nicht die Coens) Joe (g) und William (b), die in diversen Bands und Projekten (unter anderem Kopecky, Far Corner, Parallel Mind, Yeti Rain) für Aufsehen sorgten. Nicht weniger nennenswert Dan Maske (key, tr, perc), Craig Walkner (dr) und Roger Ebner (sax, fl, tr), die mit den Kopeckys musikalisch länger bereits verheiratet sind. Abnutzungserscheinungen haben die diversen Kollaborationen keine. Vielleicht liegt das an den verschiedenen Gewichtungen, mit denen sie ihre diversen Projekte betreiben. In Snarling Adjective Convention treibt die Truppe es bunt. Nicht zu schräg; heavy, aber nicht zu laut; dramatisch, aber nicht zu krass. Saxophonist Ebner sorgt mit kratzigem, epischen Ton für Gothic-hafte Nervosität, während die ihm zur Seite stehende Truppe kunstvoll arrangierte kriegerische Brachialität intoniert. Immer kurz unter dem Level, an dem alle Nervenenden reißen und kein Hörer mehr standhält, sehr kurz darunter, zelebriert die Band, vor allem im 11-minütigen Avantgarde-Monster "Lunatic engine", eine Kraft und Rücksichtslosigkeit, die enorm beeindruckt. Mutig und selbstbewusst! Stilistisch kommt hier allerhand zusammen. Ambiente Soundschleifen ranken sich um atonale psychedelische Experimente, komplexe Progressionen gehen aus deftigem Funk hervor, metallische Härte verfließt in hektischem Jazz. Anscheinend hat ein jeder Beteiligter seine Vorstellungen kompromisslos eingebracht - und doch funktioniert die Melange. "Necklace of forever" beginnt seine achteinhalbminütige Tortur mit sphärischem Flötenklang fast weltmusikalisch. Unvermittelt bricht die Band mit Funk-Prog darein, Jazz im Blut und Groove in den Beinen. Die melodische Linie beginnt sofort mit improvisativem Spiel, eingängig und quasi tanzbar die düstere Note. Als der Rhythmus aussetzt, um ein unruhiges Stille-Motiv einfließen zu lassen, rumoren dunkle Töne im Off. So klingt der Soundtrack für den Albtraum. Ein Ton gewordener Horrortrip, der hier und dort ein paar leichte und sanfte Töne ins Spiel bringt, um den Hörer nicht zu überfordern, nicht zu verjagen, ihn zu locken und gänzlich einzuspinnen und ihm schließlich den Nacken zu gefrieren. Nicht leicht, dem "Bluewolf Bloodwalk" zu folgen, sich auf die 7 zumeist langen Tracks einzulassen, den 47 Minuten treu zu bleiben. Der Schauer jedoch, der daraus resultiert, ist ganz und gar faszinierend. Großartiges, aufwendiges Werk. Düster und böse, mit tollen Überraschungen und instrumentaler Finesse. Und keine Angst vor dem im Dunkeln lauernden Wolf!
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2009