CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)

The Season Standard - Squeeze me ahead of line
(48:30, Discorporate Records, 2008)

Nervös, überraschend, originell. Bereits mit dem unüblichen Format der Verpackung fallen The Season Standard aus dem "normalen" Rahmen. Das Berliner Quartett setzt sich genauso inhaltlich über eingefahrene Gehörgewohnheiten hinweg und vermischt Einflüsse, die beim reinen Lesen eigentlich erst einmal keinen direkten Sinn bzw. Zusammenhang ergeben. Der recht hohe Gesang von Mathias Jähnig erinnert an Jamiroquai Frontmann Jay Kay, elektronische Sounds und akzentuierte Funk Rhythmen vermischen Neuzeit und 70s, dazu kommt noch so etwas wie der New Wave Prog der 80er Jahre King Crimson. Oder man macht es sich eben ganz einfach, so wie die Stilbeschreibung auf der myspace Website der Band: "Andere / Andere / Andere". Klingt verwirrend? Ist es aber beim Anhören dann doch nicht. Denn trotz stetig nervöser Rhythmen, die fast niemals eine innere Ruhe aufkommen lassen, funktioniert die ungewöhnliche Mixtur. The Season Standard bauen zwar auf gehöriges Maß an Komplexität und Hektik, aber ihre Songs folgen dennoch einer eigenen, wenn auch nicht gerade leicht nachvollziehbaren Struktur und Logik, die letztendlich stimmig das gesamte Album durchzieht. Vor allem die Balance aus elektronischen Sounds, brüchigen Melodielinien und verspielter Rhythmik erzeugt eine recht eigenartige, faszinierend unterkühlt wirkende Atmosphäre. Auch das variationsreiche Gitarrenspiel, das von kurz angerissenen Riffs bis hin zu verspielter Betriebsamkeit reicht, bringt sich neben dem markanten Gesangsstil als weiteres, abwechslungsreiches Merkmal ein. Als Gast fungiert übrigens bei einem Titel ex-King Crimson Trey Gunn, als Produzent sorgt Markus Reuter (u.a. Centrozoon, Tuner) für den richtigen Sound, der eine etwas kühle, urbane, zeitgemäße Atmosphäre verströmt. Da der eigene Höreindruck natürlich immer mehr bringt als salbungsvolle Worte, sei hier eindringlich auf die Website der Band verwiesen, denn dort und bei myspace gibt's genügend auf die Lauscher!

Kristian Selm



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