CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)
Rohmer - Rohmer
(61:48, Privatpressung, 2008)
Heimlich, still und leise haben sich Finisterre erneut (zeitweise?) von der Bildfläche verabschiedet. Doch Bandleader Fabio Zuffanti ist ein umtriebiger Geselle, der bereits seit vielen Jahren mehrere Projekte (u.a. La Maschera Di Cera, Höstsonaten) am Start hat. So heißt sein neuestes Betätigungsfeld Rohmer, welches er zusammen mit ex-Finisterre Keyboarder Boris Valle aus der Taufe gehoben hat. Zusammen mit dem zweiten Keyboarder Agostino Macor und dem Schlagzeuger Mau Di Toll sind sie laut eigener Aussage im musikalischen Spannungsfeld zwischen Stockhausen, Air, King Crimson und Sigur Rós bzw. stilistisch gesprochen irgendwo zwischen Ambient / Jazz / Progressive aktiv. Das Endresultat klingt meistens erstaunlicherweise zugänglich und keineswegs zu schräg oder unverdaulich, was man anhand der Vergleiche vielleicht erwarten durfte. Die rein instrumentalen Exkursionen sind eher von trägen, aber sanften Stimmungen geprägt, aus denen nur selten ein Solist ausbricht. Wenn man schon die eingangs erwähnten Vergleiche heranziehen möchte, dann klingen Rohmer hin und wieder wie eine beschwingte Version von Sigur Rós bzw. eine weit weniger elektronische Interpretation von Air. Mögen diese Beschreibungen nur bedingt für die eigene Beurteilung weiterhelfen, sei hier wieder mal auf die MySpace Website der Italiener verwiesen. Dennoch noch einige ergänzende Worte zum namenlosen Debüt. Rohmer ist keineswegs mit den anderen Projekten Zuffanti's vergleichbar, wer hier also Ähnlichkeiten zu seinen Retro bzw Prog Aktivitäten erwartet, wird hier zumeist nichts Vergleichbares finden. Doch ist dies keineswegs der einzige Grund, warum die eigene Beurteilung bisweilen etwas zurückhaltend ausfällt. Mitunter verliert sich das Quartett einfach in zu lang gedehnten, auf Dauer zu zähen Spielereien (wie z.B. das über 22-minütige, recht freie "Elimini-enne"), während die kürzeren Tracks durchaus zu überzeugen wissen. Somit ist dieses Album in erster Linie für diejenigen interessant, die gerne in feinen, zurückgenommenen, sehr ruhigen musikalischen Nuancen schwelgen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009