CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)

RC2 - Future awaits
(59:45, ProgRock Records, 2008)

Die Bandgeschichte der ursprünglich aus Venezuela kommenden RC2 klingt schon fast so wie mehrere Episoden aus einer Daily Soap im Fernsehen. Nur so viel in Kurzform: die Band ist mittlerweile in Spanien zu Hause, man spielte u.a. im Vorprogramm von Dream Theater und mit "Future awaits" liegt nach fünfjähriger Pause das mittlerweile zweite Album vor. Am Anfang beschleicht einen noch das Gefühl, dass RC2 es etwas beschaulich angehen lassen, dass ihre mal melodisch, mal moderat technisch geprägte Mixtur aus sachtem Prog Metal und elegischem Neo Prog nicht so recht zünden will. Doch die Stärke der Band liegt eindeutig darin, nicht mit dem Holzhammer auf die Hörnerven einzuschlagen, sondern vor allem auf Atmosphäre und passende Zwischentöne, sowie eine deutlich melodiegeprägte Stilistik zu setzen. Und dieser Ansatz funktioniert über weite Strecken. Je länger man sich "Future awaits" anhört, um so mehr macht das nicht zu überladene, aber dennoch interessante, wenn auch nicht spektakuläre Gesamtkonzept Sinn. Die ausschließlich in akzentfreiem Englisch vorgetragenen Songs, die sich meist jenseits der 6 Minuten Grenze bewegen, sind keine Instrumentalschlachten, sondern emotionale Nummern, die zuerst unauffällig, auf Dauer dennoch ordentlich und weitgehend überzeugend funktionieren. Auf südamerikanische bzw. iberische Einflüsse verzichtet man fast vollständig, vielmehr klingt alles bis auf das deutlich Latin-beeinflusste Instrumental "El diablo suelto" eher amerikanisch angehaucht. Trotzdem haben RC2 ein ganz einfaches Problem: da sie auf eine unverwechselbare eigene Note verzichten, bleibt ihnen wohl letztendlich das Schicksal beschert, dass heute die Auswahl an qualitativ ebenfalls guten Bands einfach zu groß ist.

Kristian Selm



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