CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)

Quintessence - Quintessence
(53:33, Esoteric Recordings, 1971)
Quintessence - Indweller
(37:41, Esoteric Recordings, 1972)

Quintessence fanden sich Ende der 60er als multi-kulturelle Truppe in London zusammen. Doch nicht nur die unterschiedlichen Geburtsländer (England, Australien, Kanada, U.S.A., Mauritius), sondern auch das gemeinsame Interesse an indischer Musik und Kultur führte zu einem ganz eigenen Stil, der nicht nur von einem offenen Hippie-Flair durchströmt ist, sondern ebenso Elemente aus dem Psychedelic Rock und Folk vereint. Die Band unterschrieb 1969 einen Vertrag bei Island Records, wobei das hier vorgestellte, selbst betitelte Album von 1970 nicht ihr Debüt, sondern bereits die zweite Platte war. Das gesamte Album wird von einem weltoffenen Geist durchweht, bei dem thematisch vor allem religiöse Inhalte jeglicher Couleur (von Christentum bis Hinduismus) ihren deutlichen Eindruck hinterlassen haben. Das Album klingt wie ein lockeres Zusammensein bei Kräuter-Tee und Räucherstäbchen, bei dem man sich über die wirklich wichtigen Dinge des Universums unterhält. Doch trotz einer etwas freakigen Grundeinstellung, so wie der deutlich religiösen Schlagseite (man spielte vorwiegend in Gemeindehäusern und Kirchen und hatte mit "Sweet Jesus" sogar einen veritablen Singlehit), sorgt besonders die instrumentale Verbindung von Flöte, indischen Instrumenten, aber auch flirrenden Gitarrensoli für interessante Momente. Die inhaltliche Vermischung von Raga-ähnlichen Passagen, Jazz Einflüssen / Improvisationen (kulminierend im über 14-minütigen "Water goddess") und meditativem Gesang sorgt zudem für eine recht einzigartige Atmosphäre. Ein trippiges Album aus den frühen 70ern. Auf dem ein Jahr später erschienen und ebenfalls von Esoteric Recordings wiederveröffentlichte Nachfolger "Indweller" ist die Band bereits wesentlich intensiver auf einem ganz anderen Trip. Bei Titeln wie "Jesus my life" gleitet die Musik ins Bannale ab, während eindeutig die religiöse Botschaft im Vordergrund steht. Doch daneben finden sich immer noch einige gelunge folkige, jazz-rockige bzw. indisch-orientierte Elemente, die das Album aus musikalischer Sicht immerhin zum Teil retten. Trotzdem: man merkt, dass bei der Band die Luft raus war, denn bereits Anfang 1973 löste man sich wieder auf.

Kristian Selm



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