CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)
Presto Ballet - The lost art of time travel
(59:34, ProgRock Records, 2008)
Presto Ballet um Kurdt Vanderhoof, dem Gitarristen der 80er Jahre Metal-Institution Metal Church, bieten auf ihrem zweiten Album eine Mixtur aus bodenständigem Hardrock, groovenden Mainstream-Harmonien und retrogetränktem Progressive Rock. Meist dominiert ein griffiges Songformat, dem Sänger Scott Albright in groovend-schmachtender Manier seinen Stempel aufzusetzen vermag. So sind die US-Amerikaner in gesangsorientierten Hooklines stets auf einen schnell sich in den Gehörgängen festsetzenden Groove bedacht, der trotz geschickt eingeworfener Prog.Elemente im Wege von authentischen Retrosounds gar nicht mal so weit von der Hochphase des hardrockigen AOR-Sounds der frühen 80er Jahre entfernt ist. Es liegt folglich an den jeweiligen Hörgewohnheiten jedes Einzelnen, ob dieses Nebeneinander von spritziger Eingängigkeit und progrockiger Verschlungenheit auf Gegenliebe stößt. Der luftig klingende Opener "The mind machine" und der Longtrack "One tragedy at a time" sind Beispiele dafür, dass dieses Unterfangen durchaus gelingen kann und nicht in einem verwässerten Stilmix enden muss. Trotz des insgesamt geschickten Nebeneinanders zweier Rockstile, die in manch Proggerkreisen in letzter Zeit zu Unrecht als unvereinbare Gegenpole betrachtet werden, wirkt "The lost art of time travel" in seiner Gänze doch als grundsolides Mainstream-Hardrock-Album. In den Instrumentalpassagen wird mit progressiv-kompexen Ansätzen geliebäugelt, ohne aber einen für den typischen Progrock im Stil der 70er gehaltenen Songaufbau zu offenbaren. Als gepflegter Melodic Progrock kann das zweite Output von Presto Ballet aber durchaus überzeugen, sofern die Hörerschaft keine Vorbehalte gegenüber der unverfälschten AOR-Tradition hat, wobei ein rundum überzeugender Brückenschlag immer recht schwierig ist.
Horst Straske
© Progressive Newsletter 2009