CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)
Martin Orford - The old road
(58:01, GEP, 2008)
"Dies ist kein Progressive Rock Album. Natürlich gibt's jede Menge Trademarks aus der goldenen Ära des Progressive Rocks zu hören, doch auf dieser CD geht es nicht darum, die Grenzen der Musik weiter auszuloten, ganz das Gegenteil ist der Fall. Dieses Album ist unverschämt Retro und stolz darauf!". Mit dieser Einleitung im Booklet macht Martin Orford von Anfang an klar, warum es ihm auf "The old road" geht. Und die schlechte Nachricht gleich hinterher, frustriert von der zweifelhaften Kultur "freier Musik" und der Desillusionierung hinsichtlich Internetpiraterie, soll dies das letzte(!) Album des sympathischen ex-IQ Keyboarders sein, der sich Ende 2008 komplett aus dem Musikbusiness zurückzieht. War sein 2000er Werk "Classical music and popular songs" vor allem eine lose, wenn auch inhaltlich sehr interessante Ansammlung verschiedenster Ideen und Einflüsse, so wirkt "The old road" viel mehr aus einem Guss, verfolgt es eine wesentlich einheitlichere innere Linie. Und wie Martin Orford bereits oben erwähnte, dieses Album ist komplett Retro. Oftmals kommen Erinnerungen an eine geradlinigere Version von IQ auf, gelingt eine gekonnte Balance zwischen hohem Melodienreichtum, harmonischem Wiedererkennungswert und verspielten Instrumentalparts. Dass Orford ein guter Komponist, ein mehr als ordentlicher Sänger, sowie variabler Keyboarder ist, konnte er bereits in den vergangenen Jahrzehnten bei IQ und Jadis mehrfach beweisen, auf "The old road" offenbart er sich zudem als erstaunlich guter Gitarrist, der gekonnt einige Soloparts übernimmt. Dass die neun Kompositionen dennoch nicht als Egotrip enden, hängt vor allem damit zusammen, dass sich der bescheidene und sympathische Brite jede Menge musikalische Freunde und jahrelange Wegbegleiter zur Unterstützung dazu holte. Mit von der Partie sind u.a. John Wetton, Gary Chandler (Jadis), Andy Edwards & Mike Holmes (IQ), Nick D'Virgilio & Dave Meros (Spock's Beard) und John Mitchell (Arena, It Bites). Und trotz wechselnder Begleitung wirkt das Material sehr homogen, zum Teil, wie z.B. bei den John Wetton Titeln, aber auch individuell angepasst. Wirklich schade, dass dies das letzte musikalische Statement von Martin Orford sein soll. Besten Dank für die vergangenen Jahre und Hut ab dafür, sich mit solch einem soliden, dennoch gelungenen Werk und der Verbeugung vor der eigenen Historie zu verabschieden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009