CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)

One Shot - Dark shot
(54:45, Le Triton, 2008)

Auf der Freakparade in Würzburg hatten One Shot die undankbare Aufgabe, am zweiten Tag als Opener die verschlafene Meute zu wecken. Ein nicht gerade leichtes Unterfangen, doch die vier Franzosen lösten dies mit Bravour, entsprechender Lautstärke und einem expressiven, instrumentalen Mix aus Fusion und der gehörigen Portion Zeuhl Wahnsinn. So fängt der vierte Longplayer "Dark shot" als Doppelpack mit CD und DVD genau diese unbändige Power ein, die die beiden Magma Mitglieder James MacGraw (Gitarre) und Phillipe Bussonnet (Bass), der ex-Magma Keyboarder Emmanuel Borghi, sowie Schlagzeug Derwisch Daniel Jeand'heur in ausgiebigen Instrumental Monolithen erzeugen. Wenn man die Band auf der Bühne bzw. im Interview auf DVD erlebt, so ist einmal mehr erstaunlich, mit welcher diebischen Freude und Humor hier Musik gespielt wird, die beim bloßen Anhören eher als Soundtrack für verzweifelte Selbstmörder dient bzw. bestenfalls als "Katzenmusik" (selbstironischer Kommentar der Musiker) durchgeht. Doch düstere bzw. dunkle Arrangements, die eben mit jeder Menge Power und unheimlich verspieltem Rhythmus Jazz Rock / Fusion wieder salonfähig machen und diese Spielart von der Seichtheit befreien, in die manche Interpreten diese Richtung seit den 70er manövriert haben, sind eben nicht ein Abgesang auf die derzeitige Weltlage, sondern ein vitaler Beweis, dass man auch heute noch Jazz und Rock spannend vereinen kann. Bei One Shot kommt dazu noch eine gehörige Schippe Zeuhl aus dem Magma Kosmos, dies jedoch in konzentrierter Form und rein instrumental, was all denjenigen, denen die ausschweifende Kraft der Magma Epen und kobaianischer Gesang einfach zu viel ist, deutlich entgegen kommen sollte. "Dark shot" ist ein wunderbares Werk voll vitaler Energie und spielerischer Raffinesse, bei dem einzig das auch schon auf dem Würzburger Konzert wenig überzeugende "Downwards" abfällt. Ansonsten gilt hier: Ohren und Augen auf.

Kristian Selm



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