CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)

Neil Ardley - Harmony of the spheres
(46:45, Esoteric Recordings, 1979)

Der leider 2004 viel zu früh verstorbene Neil Ardley führte so etwas wie ein künstlerisches Doppelleben. Während er in den 60ern vor allem musikalisch als Jazz-Pianist und Komponist aktiv war (u.a. als Bandleader des New Jazz Orchestra), verdiente er sich in den 70ern als Buchautor bzw. als Schreiber von Fernsehmusik seinen Unterhalt, selbst wenn er nie seine wirkliche musikalische Leidenschaft für den Jazz bzw. Jazz Rock aufgab. Ende der 70er entstand sein eher von Synthesizern leicht elektronisch geprägtes und für damalige Verhältnisse modernisiertes Jazz Rock / Fusion Album "Harmony of the spheres", bei dem u.a. so namhafte Musiker wie Ian Carr (u.a. John McLaughlin), Barbara Thompson und John Martyn mitwirkten. Das Material des Konzeptwerks fällt weit weniger durch instrumentale Extravaganzen, denn vielmehr durch eine relativ ruhige, relaxte, fast schon leichfüßig anmutende Spielweise auf. Alles scheint hier in einem steten unaufgeregten Fluss, bei dem auch die melodische, stets groovende Komponente niemals zu kurz kommt. Vieles geht beim ersten Mal bereits gut ins Ohr, zudem merkt man einen leichten Einfluss von funkiger Disco-artiger Rhythmik, die die Schärfen und Kanten gerade- bzw. glatt bügelt. Auch wenn das Umfeld stimmt (Cover von Hipgnosis, namhafte Gastmusiker), so ist "Harmony of the spheres" doch eindeutig vom Zeitgeist der späten der 70ern geprägt und wirkt trotz vieler gefälliger Momente mitunter etwas zu harmonisch weichgespült.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2009