CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)

Space Debris - Elephant moon
(78:37 + 74:36, Privatpressung, 2008)

Über 153 Minuten auf Doppel CD oder knapp 2 Stunden auf 3er LP - Space Debris geben auf "Elephant moon" alles. Noch immer wird instrumental improvisiert und gejammt, was das Zeug hält bzw. die Instrumente hergeben und das freie Spiel lässt einiges an spannenden Interaktionen entstehen. Dabei ist "Elephant moon" das bisher vielleicht stilistisch vielseitigste Album des Trios. So dominieren zwar immer noch langgedehnte Krautrock / Psychedelic Epen mit jeder Menge Schweineorgel und dröhnenden 70s Riff, doch dazwischen finden sich zur Auflockerung sowohl kurze Rock-/ Shufflenummern, wie das Zusammenspiel zwischenzeitlich ebenfalls mal an die Mid 70er Phase von Santana erinnert (z.B. der ekstatische Schlusspart von "Free spirits") oder bis hin zu Jazz Rock bzw. kürzeren, recht schrägen Experimenten reicht. Logischerweise kann natürlich bei solch einer massiven Menge an Musik nicht jede Idee, nicht jedes spontane Miteinander das gleich hohe Niveau erreichen, doch wirkliche Durchhänger bzw. zu sperriges Material gibt es trotz der langen Laufzeit dennoch keine(s) zu vermelden. Das homogene Spiel, der stete musikalische Fluss, sowie das Einlassen auf die unterschiedlichen Einfälle, machen das Anhören dieses Albums zu einer sehr lebendigen Angelegenheit, bei der man förmlich in die Musik hineingezogen wird und sich mehr und mehr fallen lassen kann. Hier wird offensichtlich, dass Space Debris mittlerweile seit einiger Zeit miteinander spielen und somit ein fast blindes Verständnis untereinander herrscht. So wird das gesamte Album vom Zeitgeist der 70er bzw. späten 60er durchweht und klingt wie ein überzeugendes posthumes Vermächtnis aus einer ganz anderen Epoche.

Kristian Selm



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