CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)

Solar Scream - Divider
(52:29, Edge Records, 2007)

Emotional unterkühlt ist der von Elektropop der Achtziger (vor allem Depeche Mode) beeinflusste Progressive Metal der Ungarn Solar Scream. Die Architekturen der Songs wirken wie gigantische Eisberge, die mit gewaltigem Dröhnen in den Hörsinn fahren. Mit bombastischem Spiel auf Basis seiner hochwertigen technischen Fähigkeiten entwirft das Quartett Gábor Harich (voc, g), Tamás Kántor (g), Gábor Müller (dr) und Dávid Antal (b, back-voc) mordsvitale, laute und schwer krachende Songs. Melodisch passiert in den Stücken wenig, der harmonische Aufbau ist minimalistisch, von unterschiedlichen Härtegraden und Druckebenen geprägt, die leises Spiel auf brutal harten Metal folgen lassen, bis schließlich wieder das heiße, wilde Spiel nach zarten Fragment ausbricht. Die 11 Songs gewinnen auf Grund der handwerklichen Fähigkeiten der Instrumentalisten. Der düstere Anklang vermittelt sich in tiefer gestimmten Gitarren, bombastischem, differenziert technischem Schlagzeugspiel und der klagend klingenden Gesangsweise. Erstaunlich, wie gut der Depeche Mode Einfluss in diesem Progmetal Konzept aufgeht. Dance und Pop finden nicht vordergründig statt, gehen in der riffbetonten Metalstruktur unbetont auf und verführen den Hörer zu massiv in harten Rock gekleideten Progmetalmainstream. Solar Scream sind mit ihrem modernen Brachialsound weit über Ungarn hinaus erfolgreich, was nicht allein Einladungen zu Festivals nachweisen. "Divider" ist nach der 2004er EP "Ground Level" (4 eigene Songs und ein autorisiertes Depeche Mode - Cover) das Langzeit-Debüt. Fans modernen, popbetonten Prog Metals sollten ein Ohr riskieren.

Volkmar Mantei



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