CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)

Relayer - Façade
(64:45, Relayer Music, 2008)

Hieß es beim letzten Studiowerk von Relayer noch "drei Jahre ließen sich die vier Jungs Zeit", so war beim aktuellen Werk die Pause seit dem 99er Output "Last man on earth" lächerlicherweise fast 10 Jahre lang. Natürlich forderten private Veränderungen (Heirat, Kinder, Job) und die Unplanmäßigkeiten des Lebens ihren Tribut, so dass man die musikalischen Aktivitäten als Band eben etwas länger in die Warteschleife schicken musste. Ganz untätig war man keineswegs in all den Jahren, denn die vier Bandmitglieder beteiligten sich zwischenzeitlich an anderen Projekten bzw. brachten zum Teil Soloalben heraus. In gleicher Besetzung wie beim letzten Output fand man sich letztendlich 2006 wieder zusammen, um an neuem Material zu schreiben. Nachdem bereits auf "Last man on earth" die Richtung weg vom reinen sinfonischen Progressive Rock / Neo Prog ging, Elemente aus AOR und Mainstream Einzug hielten, ist "Façade" so etwas wie die konsequente Fortsetzung. Die 13 neuen Songs sind eher songdienlich, kompakt, modern und wie immer sehr melodisch angelegt, gleichzeitig ein Spiegelbild der unterschiedlichen Stilansätze. Relayer haben sich nicht augenscheinlich für einen geradlinigeren Ansatz per se entschieden, noch immer ist Platz für instrumentale Teile, atmosphärische Parts, dem Spiel mit eingängigen Melodien bzw. Gesangslinien und stimmungsschaffenden Teilen. Das Gesamtresultat ist inhaltlich keineswegs zerfasert, sondern in sich stimmig und mit typisch amerikanischer Attitüde bzw. Lockerheit versehen. Immer wieder blitzen kurze Höhepunkte auf, doch fehlen auf komplette Dauer die mitreißenden Spannungsmomente der ersten Alben, so dass "Façade" zwar zweifellos gute, niveauvolle Unterhaltung bietet, aber einfach nicht vollständig überzeugt. Als gute Rockband mit einem anspruchsvollen Ansatz haben Relayer sicherlich ihre Berechtigung, ob es für mehr reicht, wird die Zuhörer- bzw. Käuferschaft entscheiden.

Kristian Selm



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