CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)
Procosmian Fannyfiddlers - The horse from hell
(53:50, Privatpressung, 2008)
Die Könige des gepflegten Prog Trashs sind wieder zurück. Während sich andere Bands redlich bemühen (manchmal auch vergeblich) , entsprechenden Pathos und Tiefgründigkeit in ihre Arbeit zu legen, verfolgen die Norweger seit mehr als 10 Jahren einen ganz anderen Ansatz. Alles was textlich und konzeptionell reichlich absurd bzw. schlüpfrig ist, wird in den großen Progtopf geschmissen und von den mit wirren Künstlernamen versehenen Musikern mit reichlich dilettantischem Garagenflair kräftig durchgerührt. Doch immerhin halten mittlerweile gewisse stilistische und spielerische Finessen Einzug, so dass die Musik nicht nur allein vom schrägen Humor getragen wird. "The horse from hell" vermischt nordische Folk-Elemente mit Retro Prog und hartem Rock, ist inhaltlich sicherlich das bisher anspruchsvollste Album der Band aus dem hohen Norden. Mit Flöte, Violine und Klarinette auf der akustischen Seite im Zusammenspiel mit der elektrischen Fraktion Gitarre / Keyboards, gelingt ein durchaus ansprechender Mix. Mal fröhlich folkig, dann wieder komplex progressiv oder (gewollt oder ungewollt?) schräg, ist der Unterbau recht abwechslungsreich gehalten. Und hier und da stechen instrumental einige wirklich bestens arrangierte Passagen heraus. Doch jetzt kommt das große Aber. Dass das alles irgendwie nach Demo klingt und auch der dünne Sound eher Proberaum Flair versprüht, kann man mit der trashigen Grundeinstellung entschuldigen. Doch die Gesangsleistung der verschieden Vokalakrobaten sind mitunter doch recht harter Tobak. Hauptchanteuse Hebbe Santos bevorzugt eine recht hohe Tonlage, während Leadsänger Pornographic Johnson nicht immer schön vor sich hinröhrt. Nun gut, passt irgendwie ins Gesamtkonzept, hat aber auf Dauer eben auch einen ziemlichen Nervfaktor. Immerhin kriegen als Ausgleich ebenfalls andere Genres ihr Fett ab. Während der Opener "Boling away" mit schrägem Rapgesang startet, darf im weiteren Verlauf des Albums weder Stampfrock fehlen, und man höre und staune sogar überaus gelungene Jazz-Rock Einsprengsel sorgen für neuen Schwung. So ist "The horse from hell" wie eigentlich alle Alben der Procosmian Fannyfiddlers vom eigenen Geschmack für schrägen Nonsens abhängig, auch wenn dieses mal auf der instrumentalen Seite ebenfalls ordentliche Qualität geboten wird. Deswegen gilt einmal mehr: Humor ist eben, wenn man trotzdem lacht...
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008