CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)

Matthew Parmenter - Horror express
(60:17, Strung Out Records, 2008)

Nicht gerade einfach, sich bei schönstem Frühsommerwetter auf die morbide, düstere Stimmung von "Horror express" einzulassen. Denn der Kopf der fürs Nearfest 2008 reformierten Discipline ist auch auf seinem zweiten Soloalbum weit davon entfernt, die jubelnde Stimmungskanone abzugeben. Abgesehen davon: dies erwartet ernsthaft auch niemand von Matthew Parmenter, der auf seinen aktuellen 10 Songs wieder eine Reise durch die dunklen und unergründlichen Seiten des Lebens unternimmt. Wie schon der Vorgänger "Astray" wurden bis auf das Schlagzeug wieder alle Instrumente von Matthew Parmenter selbst eingespielt, wobei in erster Linie das Klavier, sowie diverse Tasteninstrumente im Vordergrund stehen. Dabei sind die Arrangements jedoch eher zurückhaltend gestaltet, wird hier instrumental mehr auf einen sparsamen, eindringlichen Minimalismus gesetzt, der in einigen Momenten euphorisch ausbricht. Gerade diese Momente sind es auch, die für das richtige Wachrütteln sorgen, die dieses Album aus seiner Zurückhaltung herausreißen. Trotz einiger Instrumentaltitel stehen vor allem die ausdrucksstarke, immer wieder fesselnde Stimme des Amerikaners, sowie eine vortreffliche traurige bis melancholische Atmosphäre im Fokus. In einigen Augenblicken, besonders in den energischeren Instrumentalpassagen, erinnert die Musik an den bisweilen an VdGG angelehnten Progressive Rock von Discipline, doch insgesamt ist "Horror express" zurückhaltender, intimer, viel mehr auf die Stimme angelegt. Zwar sorgen die vielen ruhigen Momente dafür, dass man hier genau zuhören muss und hätten hier und da einige Dynamiksprünge mehr dem Album gut getan. Dennoch funktionieren die Kompositionen vor allem deswegen, weil eben nicht überschäumende Emotionalität, sondern fragil anmutende Stimmungsschwankungen mit unterschwelligen Horror Elementen (ganz dem Albumtitel folgend) den Charakter des Albums bestimmen. Vergleicht man "Horror express" mit dem Vorgängerwerk, so wirkt dieses Werk eine Spur gereifter und mehr in sich ruhend, scheint für Matthew Parmenter die Suche nach einer neuen, ganz eigenen Ausdrucksform abgeschlossen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2008