CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)

Gavin O'Loghlen - The poet and the priest
(55:38, Locrian Records, 2007/1989)

Auch in "Down under", sprich in Australien, erblickt hin und wieder ein progressives Kleinod das Licht der Veröffentlichung. Bei Gavin O'Loghlen dauerte es knapp 19(!) Jahre, bis sein 1986/87 geschriebenes und 1989 aufgenommenes Album "The poet and the priest" endlich neu abgemischt und remastered auf CD erschien. Na ja, um gleich mit der Wahrheit herauszurücken: ich kann mir schwerlich vorstellen, dass bis auf den Künstler und die beteiligten Gastsängerinnen wirklich jemand auf dieses Album gewartet hat. "The poet and the priest" hört man nicht nur klanglich an, dass es aus einem ganz anderen Jahrzehnt stammt (synthetisch-klebrige Sounds, sowie ein steriler Drumcomputer), sondern es erweist sich auch nicht gerade als Vorteil, dass Gavin O'Loghlen bis auf zwei Sängerinnen, alles im Alleingang auf die Beine gestellt hat. Zwar sind die Keyboardsounds im leichten Neo Prog Gewand mitunter ganz nett anzuhören, aber die kompositorische Klasse der sinfonischen Popstückchen hält sich doch sehr in Grenzen. Die Ideen sind sehr vorhersehbar bzw. Überraschungen bleiben gänzlich aus, das dünne Klangbild sorgt für weitere Abzüge. Dieses Album erweckt in jeglicher Hinsicht den Eindruck eines Demos, erinnert mitunter sogar an eine sehr, sehr abgeschwächte Version von Aragon. Letztendlich fehlt es aber nicht nur am Feinschliff, sondern vor allem an der finalen Ausgestaltung. Das Problem von "The poet and the priest" ist, dass es wirklich zu spät erschienen ist. Vor rund 20 Jahren hätte vielleicht noch der Exotenbonus bzw. die allgemeine Leere an Progalben für Aufsehen gesorgt, heutzutage ist dieses Werk wirklich komplett überflüssig. Doch, wie immer gilt: selber hören hilft weiter. Mehr Infos zu dieser und auch anderen Veröffentlichungen von Locrian Records finden sich auf deren Homepage, die ebenfalls auf unserer kleinen, bescheidenen Website verlinkt ist.

Kristian Selm



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