CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)

Odin's Court - Deathanity
(66:34, Progrock Records, 2008)

Irgendwie hinterlässt es einen zwiespältigen Eindruck, wenn im ersten Absatz einer Presseinfo nur Namen aufgezählt werden, mit denen man bereits auf der Bühne stand bzw. auf dessen Einflüsse man sich beruft. Sieht dann doch eher nach Name Dropping aus, wenn man so unterschiedliche Namen wie Pink Floyd, Queen, Metallica, Yes, Journey, aber auch Beethoven, Mozart oder Bach anführt. Toll auch, wenn einige Zeilen später nochmals die gleichen Namen als Inspiration für das aktuelle Konzeptwerk "Deathanity" aufgeführt werden. Na ja, solch komische Werbebotschaften sollten dann doch nicht davon ablenken, sich ganz vorurteilsfrei mit der Musik von Odin's Court zu beschäftigen. So fällt zuerst auf, dass sich hier keineswegs die ganzen angeführten Namen im Sound der Band wieder finden, sondern das Quintett aus Maryland ordentlich und heavy bisweilen auch sehr komplex losrockt, aber genauso Atmosphäre und kompositorische Tiefe einbringt. Odin's Court verfügen über eine durchaus erkennbare harte Schlagseite, doch fallen auch gleich zwei etwas zweifelhafte Trademarks der Band auf. Gitarrist und Sänger Matt Brookin hinterlässt am Mikrofon eine eher unglückliche Figur, denn sein röchelnder Gesangsstil kann keineswegs den instrumentalen Fertigkeiten seiner Kollegen Paroli bieten. Zudem versuchen Odin's Court zwar einiges in ihre Songs hineinzupacken, doch wirkt da mancher Übergang etwas holprig, zu arg auf Komplexität getrimmt, kommt manche Idee einfach nicht zwingend und überzeugend genug herüber. Wie so viele "neuere" Bands wirken Odin's Court durchaus bemüht und ambitioniert, ihren ganz eigenen Weg zu finden, doch fehlt es in der Ausführung noch an der finalen Brillanz. Potenzial ist also vorhanden, beim nächsten Mal darf und kann es also durchaus noch etwas mehr sein.

Kristian Selm



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