CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)
Nektar - Book of days
(54:42, Bellaphon, 2008)
Es muss ein Paralleluniversum sein, aus dem Nektar, die alten Symphonic Rocker, wieder zurück auf die Bühne kommen, mit ihrem neuen Album "Book of days". Vieles klingt vertraut, alles ist neu. Roye Albrighton (g, lead-voc), Ron Howden (dr, perc, voc) sowie die Neuen Klaus Henatsch (key, voc) und Peter Pichl (b, voc) haben gleich drei Songs auf der CD, die über 10 Minuten lang sind, einige weitere lange Songs. Sie spielen Symphonic Rock, guten, reichen, komplexen Symphonic Rock. Aber alle Songs auf der CD haben einen neuen, unerwarteten und schalen Beigeschmack: den Schlagzeugsound, das Schlagzeugspiel. Das Schlagzeug ist laut abgemixt, relativ eingängig gespielt und baut wenig auf komplexe, den harmonischen Raum weit machende Möglichkeiten, sondern rackert sich wie im schlichten Melodic Rock der Achtziger ab. Zudem ist der Klang synthetisch und metallisch, nicht warm und fett, sondern aufgesetzt und dürr, blechern und kalt. Schade, sehr schade. Die Songs sind ansprechend komponiert. Harmonisch knifflige Chorgesänge, schneidende Gitarren und komplexe Instrumentalparts, episch weit angelegte symphonische Melodieflächen, nachvollziehbare, interessante Gesangslinien und nostalgisch-poetische Texte machen das Werk reich. Es "passiert" viel in den langen Stücken. So fantasievoll die Musik, so nachdenklich die Texte, so surrealistisch das Cover. Als unpassender Part zur vom alten Symphonic Rock der frühen Siebziger inspirierten Sound klingt das Schlagzeug wie ein Mix aus 80er Jahre Thrash Punk und Disko Pop, leider nicht nur im Klang, sondern auch in der Spielweise. Wenn ich der Band persönlich etwas sagen dürfte, würde ich den Rhythmus komplett löschen lassen und alles neu einspielen, denn so passen hier links und rechts nicht zusammen.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2008