CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)

Mahogany Frog - DO5
(46:58, Moonjune Records, 2008)

Man kann einfach nicht alles kennen. Auch wenn man sich als Hauptschmierfink dieser Gazette verzweifelt darum bemüht, über einen Großteil der progressiven und angrenzenden Veröffentlichungen den Überblick zu wahren, fallen dann doch einige Bands immer wieder durchs Raster. "DO5" ist bereits das fünfte Album der kanadischen Formation Mahogany Frog und ganz ehrlich: ich habe vor dieser Rezension noch nie diesen Namen vernommen. Welch Fehler, denn das rein instrumentale Quartett aus Winnipeg offenbart sich als heißer Tipp für eine sehr eigenwillige Mixtur aus Psychedelic / Post / Progressive / Krautrock, ganz so wie es auch die Plattenfirma in ihrem Pressezettel ankündigt. Zwar hat man auch bei Mahogany Frog immer wieder gewisse A-ha Effekte des irgendwie Bekannten, in anderer Form schon mal Gehörten, doch dem Vierer gelingt es auf recht eigenwillige Weise, Dinge zusammenzufügen, die auf den ersten Blick nicht zu passen scheinen. So klingt z.B. "Last stand at Fisher Farm" wie der Soundtrack zu einem Western, eben nur prog-musikalisch durch den Fleischwolf gedreht. Besonders der avantgardistische Ansatz, eingeschlagene Wege zu verlassen, dem Offensichtlichen das Unerwartete hinzuzufügen, macht "DO5" zu einer Wundertüte der besonderen Art. Vom Cover wird bereits das bestimmende Instrument angekündigt, doch die Keyboardübermacht erklingt mal kindlich naiv mit schräger Farfisa Orgel oder überdreht bombastisch mit mächtigen Moog Akkorden. Genauso kommen aber die Gitarre und der Rhythmus zu seinem Recht. Die Jungs haben genau das richtige Gespür für unterschwelligen Humor, gerade bevor es zu prätentiös wird, wissen aber genauso mächtige Prog / Psychedelic Geschütze aufzufahren, die niemals peinlich wirken. Die Grundrichtung ist Retro, doch keineswegs zu offensichtlich, sondern irgendwo im Grenzbereich zwischen Elektronik, Avantgarde, Experimentellem und herrlicher Sinfonik Power. Dabei begnügen sich Mahogany Frog erstaunlicherweise zumeist mit recht kompakten Songlängen, die sie aber dennoch geschickt mit Inhalt füllen, die einem die einzelnen Fragmente durchaus länger erscheinen lassen. Ein Album irgendwie im Wurmloch zwischen den Zeiten, auf seine Weise aber sehr spannend und unterhaltsam.

Kristian Selm



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