CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)
Kataya - Canto obscura
(47:20, Nordic Notes, 2008)
Ganz untypisch unspannend kommt die erste Zeile auf dem Promozettel daher: "Kataya ist eine Drei-Mann-Folk-Prog-Ambient Band aus Finnland". Doch hört man sich "Canto obscura" an, so setzt sich zwar hier in gewisser Weise diese Schlichtheit fort, doch wird man schon nach kurzer Zeit von diesem Album gefangen genommen. Mit relativ sparsamen Mitteln, aber vor allem durch eine grandiose skandinavische Stimmung, entsteht eine Art kammermusikalische Spannungstiefe, in der man sich gleich zu Hause fühlt. Doch Kataya schaffen es nicht nur, mit wenigen Tönen eine mystische, cineastische Atmosphäre zu erzeugen, immer wieder schimmern so unterschiedliche Einflüsse wie die Frühwerke Mike Oldfields ("Opening marsh"), sinfonischer Prog ("Lento""), Jazzlounge Elemente ("Valaistu"), aber auch Hard Rock Einschlag ("Putkivaara") durch. Dabei vertraut das Trio in erster Linie auf kompakte Songlängen, in denen aber dennoch alles gesagt wird. Trotz eines rein instrumentalen Ansatzes dient immer wieder lautmalerischer Gesang als zusätzliches Instrument. Zudem gelingt eine Balance zwischen trauriger Melancholie und unterschwellig fröhlichen Melodien, wodurch das Album eine zu arg aufs Gemüt schlagende Schwermut abfedert. Zudem ist besonders der Mittelteil des Albums wesentlich rockiger gehalten und nimmt mehr Fahrt auf, was für einen zusätzlichen Kick sorgt. Auch wenn hier wieder einmal mehr die beeindruckende Natur des Nordens vertont wurde und Kataya vor allem auf relative Ruhe und Besinnlichkeit setzen, so hat "Canto obscura" seine ganz eigene Sprache voller Schönheit und aufmunternder Traurigkeit. Großes Lob an das kleine, aber feine Label Nordic Notes, denen es wiederum gelungen ist, ein weiteres feines Album aus Finnland in unsere Breiten zu tragen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008