CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)
Jupiter Society - First contact // Last warning
(60:35, Fosfor Creation, 2008)
Zusammen mit Niclas Flinck bildet der Keyboarder Carl Westholm das schwedische Duo Carptree, die im neuen Jahrtausend bereits vier vielbeachtete Alben einspielten. Nun ist Carl Westholm (fast) ganz alleine mit seinem neuesten Projekt namens Jupiter Society am Start. Fast deshalb, da er zusammen mit diversen Gastmusikern aus dem Heavy / Prog Rock Bereich (u.a. Leif Edling von Candlemass, Mats Levén von Therion und Declan Burke von Darwin's Radio / Frost) ein episches, wuchtiges Konzeptalbum einspielte. Der erste Eindruck lässt eine deutliche Verbindung zu Carptree erkennen, denn das Album startet atmosphärisch und düster, wobei sich diese klangliche Dichte auch im weiteren Verlauf immer wieder findet. Stellt sich natürlich sofort der Sinn nach einem weiteren Projekt nur unter anderem Namen. Die Verbindung zur Stammband bleibt auch im weiteren Verlauf bestehen, denn der Wechsel aus Bombast und sphärischen Parts setzt einen deutlichen Schwerpunkt in diesem rund einstündigen Epos. Doch insgesamt setzt Carl Westholm mehr auf prägnante Gitarrenriffs, einen härteren Sound und Science Fiction Attitüde (u.a. mit Vocoder und spacigen Klangexperimenten), wie auch die Stimmen am Mikrofon wechseln. Dabei nimmt Westholm seine Keyboards erstaunlich zurück, die vor allem den ausladenden und bombastischen Unterbau liefern, aber auch mit Ambient Einflüssen aufwarten. Irgendwie drängt sich aber trotz der erdigeren / sphärischeren Spielweise immer wieder die Frage auf, warum diese inhaltliche Neuorientierung nicht unter dem Banner Carptree durchgezogen wurde. Denn auch dort wird mit unterschiedlichen Gastmusikern zusammengearbeitet (zum Teil sind bei Jupiter Society sogar die gleichen Musiker beteiligt), ist die Offenheit gegenüber neuen Einflüssen gewährleistet. Wie dem auch sei, vielleicht ging es Westholm einfach darum, sein ganz eigenes Ding durchzuziehen und ohne Rücksicht auf seinen Kollegen mal etwas leicht Anderes auf die Beine zu stellen. "First contact // Last warning" kann von der Produktion und der musikalischen Umsetzung überzeugen, es blitzen zwischendurch immer wieder einige wirklich mitreißende Ideen auf. Zwar bleibt auch wie beim letzten Carptree Album auf gesamte Spieldauer so etwas wie eine spröde Distanziertheit zurück, dennoch sollten nicht nur Fans von Carptree bei diesem atmosphärisch dichten Werk aber durchaus mal ein oder zwei Ohren riskieren.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008