CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)
JPL - Retrospections Volume I
(53:40, Quadrifonic, 2008)
Während Jean Pierre Louveton aka JPL bei seiner Stammband Nemo doch mehr im ausladenden Progressive Rock unterwegs ist, gibt er sich auf seinen Soloalben wesentlich rockiger und erdiger. Zwar sind die Ausflüge in härtere Gefilde auch stellenweise bei Nemo zu finden, doch scheint er sich im Bandgefüge doch eher zurückzunehmen und lebt eben im Alleingang seine musikalischen Vorlieben richtig aus, was ja letztendlich auch durchaus Sinn macht. "Retrospections Volume 1" ist so etwas wie eine Werkschau der eigenen Entwicklung und ein Streifzug durch die Jahre, denn mit den zwölf Titeln dieses Albums wird eine Spanne von 1991 bis 2007 abgedeckt. Die fast komplett instrumentalen Titel sind zwar mehr in der Tradition der Gitarrenheroen der 90er angesiedelt, doch der sehr melodische Stil des französischen Gitarristen wechselt sehr geschickt zwischen sinfonischem Hard Rock und leichtfüßigen Fusionelementen bis hin zu Funk, francophilen Rock und Soundscapes. So blieben die meist 4-5 minütigen Titel immer gut anzuhören, sprühen eine verspielte Relaxtheit, aber auch Abwechslung aus, ohne jedoch in zu beliebiges Einerlei abzugleiten. Hinzu kommt, dass es sich nicht um ein komplettes Solowerk im Alleingang handelt, sondern ebenfalls Gastmusiker für Bass, Schlagzeug und Keyboards mit von der Partie sind. So hat der beruflich als Gitarrenlehrer agierende Louveton keineswegs ein typisches Album aus der Sparte "Musik für Musiker" vorgelegt, sondern sein Rückblick offenbart in erster Linie ein Gespür für den Fokus auf interessante Songentwicklung und -gestaltung mit genau dem richtigen Maß an instrumentaler Verspieltheit.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008