CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)
Aqua - Aqua
(47:40, Garden Of Delights, 2008)
1972 gründeten Martin Ulrich (g), Klaus Borucki (voc), Martin Großkurth (org), Georg Röber (b) und Bernd Billhardt (dr) Aqua aus den Restbeständen der beiden Vorgängerbands Inaction und Praeludium Magnum. Die Kasseler spielten in ihrer besten Zeit keine LP ein, warum sie über ihr weiteres Umfeld hinaus keine Bedeutung errangen. Noch 1972 spielten Aqua in ihrem Probenraum vier Songs für ein Demoband ein, mit dem sie sich um Konzerte bewarben. Die vier Songs, von Ulrich und Großkurth geschrieben und bisher unveröffentlicht, sind nun Basis der vorliegenden CD. Aqua spielten symphonisch geprägten, komplexen Progressive Rock mit starkem Einfluss aus der klassischen Musik und Jazzrock. Die Songs haben einen leicht dumpfen Klang, der jedoch besser als Bootlegqualität ist. Es mangelt an Höhen, der Bass ist matt, die Mitteltöne dick. Das sollte euch jedoch nicht daran hindern, sich diese interessanten Eigenkompositionen anzuhören. Die Band spielt dynamisch und lebhaft, baut vitale Ideen in ihre überwiegend instrumentalen Songs. Schlagzeuger Bernd Billhardt trommelt technisch gekonnt, differenziert und kraftvoll. Er arbeitet sich, typisch Frühsiebziger Progressive Rock, mit zahllosen vitalen Breaks durch die Songs. Georg Röber unterstützt ihn mit melodischem Spiel. Martin Großkurth und Martin Ulrich bauen die melodische Vielfalt der Songs aus, wobei Organist Großkurth aktiv im Mittelpunkt arbeitet und Ulrich Soli beisteuert. Die Gitarre ist in der Aufnahme etwas ins Off gerutscht, kommt leiser zu Gehör und macht auch nicht den besonders guten Eindruck, den die Tasten hinterlassen. "Bolero", "Soul of my soul", "Tempest" und "There is a place" sind zusammen 28 Minuten lang. Als Bonus, und nur so sind die weiteren Songs aus Sicht des Progressive Rock Sammlers zu verstehen, sind weitere vier Songs auf der CD enthalten, an deren Einspielung aus der Erstbesetzung nur noch Martin Ulrich beteiligt war, der die Gruppe nach Besetzungwechseln bis 1984 weiter führte. Zwei 1978 aufgenommene und zu ihrer Zeit als Single veröffentlichte Tracks haben marginal noch symphonische Züge, sind aber eher Pop als Rock. 1981 spielte die nächste Generation von Aqua schließlich doch noch eine LP ("Sexy Boy?") ein. Die beiden davon auf der CD enthaltenen Songs, jeweils um die sechs Minuten lang, haben symphonische Struktur und können als Symphonic Softrock durchgehen. Beide Stücke sind besser als die kurzen Popsongs aus 1978, tendieren aber ebenfalls stark zum Mainstream. Der Zeitgeist hatte sich, wie üblich im Progressive Rock zu jener Zeit, durchgesetzt. Geblieben sind die vier ersten Tracks der CD, die durchaus empfehlenswert sind, mehr als nur eine schmale Anekdote in der Historie des Progressive Rock aus deutschen Landen. Im umfangreichen Booklet ist die Geschichte der Band in deutscher und englischer Sprache, wie üblich bei Garden of Delights, nachzulesen, sind Bilder, Cover und technische Daten zu finden.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2008