CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)

Hermelin - Hermelin
(53:34, 12rec, 2008)

Es klingt beim reinen Lesen vielleicht etwas unspektakulär, wenn sich eine Band beim Musizieren hauptsächlich der Faszination des wechselhaften Laut-Leise Spiels bedient. Doch das Anhören findet dann auf einer ganz anderen Ebene statt. Hermelin nennen sich die vier versierten Instrumentalisten. Die vier Jungs kommen aus Hannover und legen mit ihrem titellosen Album ihr Debüt vor, das keinesfalls wie das Album von absoluten Newcomern klingt. Man trat bereits 2006 zum ersten Mal auf einer Split-LP für das Netlabel 12rec in Erscheinung, holte sich zuvor bereits musikalische Erfahrungen im Post Rock und Grunge. Vor allem funktioniert dieses reine Instrumentalalbum mit fast übergangslos ineinander gehenden Stücken deshalb, weil eben nicht nur langsam Stimmungen aufgebaut werden, die sich in brachialen Dynamiksprüngen entladen. Vielmehr schwankt der Gitarrensound der Band zwischen roher Energie und hypnotischen Akkorden, fühlt man sich stellenweise an die psychedelischen, hard-rockenden 70er erinnert, weht aber auch moderner Alternative Rock Geist durch den Äther. Hinzu kommen unterschwellige Melodiebögen, die niemals direkt, dafür aber ganz langsam und ziemlich gemein ins Hirn graben. So entstehen Klänge, die nicht allein von der Post Rock Faszination der Langsamkeit leben, sondern hier fließt und strömt Energie und Power in und durch die Saiten. Sehr sympathisch wirkt dazu die handgemachte Verpackung, die im Do-It-Yourself Verfahren und in kompletter Unabhängigkeit von irgendeinem Label entstand. Ohren also auf, wenn die Jungs von der Leine losgelassen werden.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2008