CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)

Frequency Drift - Personal effects (Part One)
(61:17, Musea, 2008)

"Personal Effects" ist ein Konzeptwerk um die Charaktere River und Romance. Part One spielt in der Nacht des 27. April 2046, arbeitet die dramatische Vergangenheit auf und baut Wege für die Zukunft. In dieser Nacht entscheidet sich einiges für River. Frequency Drift sprechen nicht von einer utopischen, sondern von einer dystopischen Zukunft. Einer Zukunft, in der sich die gesellschaftlichen Zustände zum Negativen entwickelt haben. Inspiration für die Geschichte des Albums fand die Band in Filmen wie "Blade Runner", "Ghost in the Shell", "Cowboy Bebop", "Lost", "Cloverfield" und "2046". Ihre Musik bezeichnen Frequency Drift als "Cinematic Prog", neben symphonisch-progressiven Elementen ist Soundtrackartiges zu hören, der viel Platz einnehmende Gesang Katja Hübners, die eine kraftvolle, energische und zugleich zarte Stimme hat, sowie melancholische Pianomotive, die verweht über verträumte Minuten streichen. Die Band rockt selten, zwar gibt es hier und dort einige fast schon metallische Rockeinlagen, zumeist jedoch nimmt die Band sich ihre Vorstellung von Symphonic Rock eher poppig und liedhaft vor. Kein Song ist besonders komplex, hat extravagante oder ausgefallene Instrumentalpassagen. Die druckvolle Struktur der Songs, die ich zwischen Symphonic Pop, New Artrock und Melodic Rock mit Betonung auf 'Silence is the new Loud' sehe, hat keine grandiosen Ideen parat, die Komplex-Progfans erfreuen würde. Vielmehr gehen die glatt arrangierten, emotional aufgeregten und lyrisch versponnenen Songs des Werkes eher direkt ins Herz von Neoprog-Liebhabern. Die Band hat einen eigenen, interessanten Stil, der sich nicht besonders an Vorbildern wie Marillion, Porcupine Tree, Genesis oder Pink Floyd anlehnt. Gitarrensoli und die hervorragende Schlagzeugarbeit sind szenegerecht exzellent. Frequency Drift werden es auf Grund der wenigen instrumentalen Ausarbeitung ihrer Songideen nicht leicht im Progressive Rock haben. Zu liedhaft, poppig und partiell gar herkömmlich sind die langen Vokalpassagen, trotz des guten Gesanges. Dennoch, Fans von Sylvan und artverwandten Nachwuchs-Progbands sollten der Band ihre Aufmerksamkeit schenken.

Volkmar Mantei



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