CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)

Ephrat - No one's words
(59:41, InsideOut, 2008)

InsideOut scheinen Israel für sich entdeckt zu haben. Nach den vorher im Heft vorgestellten Amasaffer folgt mit Ephrat eine weitere Band aus dem Nahen Osten. Im Gegensatz zu ihren Landsmännern bevorzugt das Quintett einen wesentlich internationaleren Ansatz, der nur in kleineren musikalischen Fitzelchen den ethnischen Hintergrund erkennen lässt. Ansonsten hat hauptsächlich die Gitarre das Sagen, wird hier in erster Linie Alternative mit Progressive Rock mit traditionellen Hard & Heavy Riffs vermischt, wobei die Sounds in erster Linie in aktuelleren Gefilden zu Hause sind. Klingt zwar zunächst wenig spektakulär, doch wer als Mixer und bekennenden Fan Steven Wilson (Porcupine Tree) für sich gewinnen kann und zudem als Gastsänger/innen für je einen Titel Daniel Gildenlöw (Pain Of Salvation) und Petronella Nettermalm (Paatos) auffährt, stößt augenscheinlich auf die entsprechende Zustimmung bei den Kollegen. Die sechs Songs auf "No one's words" bewegen sich meist in Longsongformat, dennoch wirkt hier nichts überladen oder auf Länge gedehnt, sondern vielmehr lässt die innere Logik der Lieder eben keine Kürzungen zu. Ephrat bevorzugen satte Rhythmen und knackige Gitarrensoli, aufgelockert durch gelegentliche Flötentöne und untermalende Keyboardteppiche, sowie leichten 70s Touch. So darf natürlich auch eine gehörige Portion Atmosphäre nicht fehlen, doch in erster Linie wirkt der Kompositionsstil von Bandleader Omer Ephrat rockig geerdet und nicht auf oberflächliche Effekte angelegt. "No one's words" ist kein Album, das einen sofort mitreißt oder sprachlos zurücklässt, sondern man muss sich auf die Musik einlassen, um in den Details und beim mehrfachen Anhören deren Schönheit und eindringliche musikalische Qualität zu entdecken. Die musikalischen Neuentdeckungen scheinen derzeit aus dem östlichen Mittelmeerraum zu kommen.

Kristian Selm



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