CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)
Cosmics - The cosmic year
(51:20, Lion Music, 2008)
Für technischen Jazzrock in Metalnähe ist nach Planet X nichts wie zuvor. Cosmics liegen mit ihrer CD zwar nicht direkt in der Nähe genannter Band, die Parallelen sind jedoch unübersehbar. Chef und Komponist der Band ist Keyboarder Daniele Liverani, seine Mitstreiter sind Tommy Ermolli (g), Rufus Philpot (b) und am Schlagzeug? Planet X' Virgil Donati. Weit mehr als die Parallele des Keyboardchefs und der Einkauf eben dieses Drummers wirken die Unterschiede. Liverani hat einen komplett anderen Stil als Sherinian, er ist weicher, dominanter, lauter, weniger komplex und weniger markant, melodisch verspielter und klassischer, weniger metallisch, weniger rockig, mehr europäisch als amerikanisch. Selbst Donati, der wieder einmal göttlich trommelt, scheint seinen Planet X-Stil zu verleugnen und hält sich erstaunlich zurück. Der Bassist fällt nicht besonders auf, gibt der Band Basis und Boden, fett, weich und flüssig, ohne sich weiter ins melodische Spiel einzubringen. Gitarrist Ermolli hingegen reizt jazzrocktechnisch mit vielen Soli und guter Melodiearbeit aus, was er kann. Und was Liverani ihm zugesteht. Es ist ein Jazzrock-Keyboard-Werk, was die handwerklich und kompositions- wie arrangementtechnisch ohne Frage überaus versierte Combo zelebriert. Liverani ist der Boss und gibt vor, was zu tun ist. Er selbst zieht alle Register, soundtechnisch wie melodisch. Stets steht er im Vordergrund, nur zu den Gitarrensoli nimmt er sich etwas zurück. Diese Dominanz drückt auf die Hörfreude, hätte er seinen Mitstreitern mehr Raum gelassen und vor allem seine stete, laute Präsenz etwas dämpfen können, würden die 10 Songs größeren Eindruck machen. Zudem sind die Kompositionen nicht so kernig und kraftvoll wie bei der Band mit dem X. Liverani selbst spielt weniger Jazzrock-typisch, eher passt seine melodische Vorstellung zu Symphonic Metal. Gut, dass die Truppe sich Jazzrock verschrieben hat, im Progmetal wäre sie mit dieser Keyboardlast abgesoffen. "The cosmic year" ist ein interessantes Album, nicht zuletzt wegen der prächtigen Gitarren- und Schlagzeug-Arbeit. Ein Meilenstein ist es nicht. Dazu fehlt ihm etwas grundlegend Wichtiges: markante, in den Bann ziehende Kompositionen. Diese hier sind ohne Zweifel gut, sie bringen es. Der entscheidende Kick jedoch fehlt.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2008