CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)
The Winchester Club - Britannia Triumphant
(52:09, Exile On Mainstream Records, 2008)
Jedes Genre hat so seine Strickmuster, auf die sich die Erwartungshaltung der Hörerschaft stützt. Beim instrumentalen Post Rock rechnet man mit epischem, langsamen Songaufbau, sowie gelegentlichen Dynamiksprüngen, um die erzeugte Spannung zu entladen. Genau diese Merkmale findet man auf "Britannia Triumphant" des bereits 1999 gegründeten The Winchester Club aus London, die aber erst jetzt ihren ersten Longplayer vorlegen. Die vier Songs des Originalalbums (ergänzt um einen recht kurzen Bonustitel) nehmen sich jede Menge Zeit und holen weit aus, bis sich eine innere Struktur gefunden hat. Die Gitarrenakkorde starten ruhig und zurückhaltend, bevor man nach einigen Minuten das Tempo und Lautstärke verschärft. Im Gegensatz zu den atmosphärischen Ansätzen anderer Genre Kollegen, merkt man The Winchester Club jedoch an, dass bei diesem Side-Project ein Teil der Musiker ansonsten im Metal- und Rockbereich zu Hause sind. Die Riffs wirken prägnanter, melodischer, nicht nur alleine auf Stimmungserzeugung ausgerichtet. Dennoch hat dieses Album rein gar nichts mit Metal am Hut, sondern orientiert sich eindeutig an Bands wie Ostinato (mit denen man auch schon gemeinsam auf der Bühne stand) oder The Low Frequency In Stereo. "Britannia Triumphant" wirkt vielleicht nicht so vielschichtig, sondern eher traditionell verwurzelt, dennoch wird dieses Album vor allem von seinem düsteren Stimmungsbild, diversen Sprachsamples und der minimalistischen Songentwicklung getragen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008