CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)

Valleyforge - Live and Session Tapes
(55:29, Syngate, 2008)

Der Albumtitel sagt es ja bereits: es handelt sich hierbei um eine Zusammenstellung von Studioaufnahmen und Live-Mitschnitten, wobei Letztere der "Leave to nothing" Konzertreihe entstammen. Das Material wurde allerdings nicht lieblos durcheinander gewürfelt, sondern es wirkt wie aus einem Guss. Die Zusammensetzung ist also durchaus gelungen. Zur Musik: Kopf dieses Projektes ist Keyboarder Thomas Bechholds, der mit teils mächtigen Tastenarrangements den Weg vorgibt. Die abgedruckten Informationen sind leider sehr spärlich, es ist nur zu entnehmen, dass er von den Musikern Michael Seitz und Jürgen Winter sowie, als Gast, Bernd Kistemann begleitet wird. Am Ende des letzten Live-Titels werden die Musiker dann von Herrn Winter vorgestellt, so dass ich dann doch noch etwas genauer werden kann: Seitz spielt Perkussion, Kistemann bearbeitet den Bass, Bechholds - wie erwähnt - bedient die Keyboards. Einer der Herren, und das ist dann wohl Jürgen Winter, dürfte jedenfalls von Hause aus Gitarrist sein, denn so manche Songs werden von schönen E-Gitarreneinlagen verfeinert. Auf "Me and marks over 7 meadows" oder dem abschließenden "A different exit" zeigen Valleyforge viel Fantasie bei der ausgedehnten Perkussionsarbeit. Es ist wohl kaum ein Zufall, dass die Musik von Valleyforge den Eindruck eines Soundtracks erweckt, denn genau dies ist auch ihr Betätigungsfeld: die Komposition von Filmmusiken. Dabei klingen sie nicht nach einer weiteren TD- oder Schulze-Kopie, sondern sie schaffen es in eigenständiger Weise, stimmungsvolle elektronische Musik zu erzeugen, in der auch der Melodie-Faktor nicht zu kurz kommt. Nicht gerade in dem Sinne, dass man Ohrwurmmelodien schon nach dem ersten Durchlauf im Hinterstübchen behält, aber eben derart, dass der Freund melodiöser Klangwelten sich hier durchaus wohl fühlen kann, denn der Anteil experimenteller Klangcollagen ohne melodischen Hintergrund ist sehr gering. Mein persönlicher Favorit ist "Leave to nothing", der exemplarisch zeigt, dass Bechholds auch ein feines Gespür dafür hat, wie viel Zeit er einem Song zur Entwicklung geben kann, ohne dass es zu langatmig wirkt. Ein feines Album!

Jürgen Meurer



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