CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)

Univers Zero - Univers Zero (1313)
(65:59, Cuneiform Records, 1977)

Als erneutes Re-Release bei Cuneiform ("Univers Zero" bzw. "1313" erschien bereits 1989, nur ohne den diesmal fast halbstündigen Bonustrack "La faulx") wird hier einer der Klassiker des Chamber Rocks im Original Artwork und mit erweiterten Liner Notes neu aufgelegt. Vor mehr als 30 Jahren erschien dieses Album in Kleinstauflage von gerade mal 500 Exemplaren und wohl niemand wagte damals vorherzusagen, dass sich dieses Werk bis heute in immer noch recht akzeptablen Zahlen verkauft. Neu und innovativ war damals der Ansatz, moderne Klassik des 20.Jahrhunderts und Rockmusik mit der jeweiligen Instrumentierung und Stilistik zu vereinen. Nicht der typische Klassik Rock, den bereits Bands wie The Nice oder Emerson Lake & Palmer für sich entdeckten, wird hier geboten, sondern es geht viel subtiler und mit den Mitteln der Klassik zur Sache. Kompositorisch anspruchsvoll und inhaltlich sehr detailliert werden hier die Ansätze von Stravinsky oder Bartók in einen ansatzweise rockigen Kontext verschoben. Das klassische, akustische sowie rockmusikalisch-verstärkte Handwerkswerkszeug ächzt, quietscht, krächzt, um daraus eine düstere, teils beklemmende Kopfmusik entstehen zu lassen, die die scheinbar unüberwindbaren Grenzen von E- und U-Musik einfach niederreißt. Der kammermusikalische Ansatz von Univers Zero vermeidet zu simple Rhythmik, was wohl in erster Linie daran liegt, dass Schlagzeuger Daniel Denis die kompositorische Richtung vorgibt. Hier findet ein vager Balanceakt zwischen unterschiedlichen Stilen statt, der aber dennoch erstaunlich gut und auf faszinierende Weise funktioniert.

Kristian Selm



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