CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)
Unifaun - Unifaun
(75:57, Progress Records, 2008)
Mann, muss Liebe schön sein! Und sie macht nicht nur blind, sondern offenbar auch taub. Anders lässt sich nicht erklären, dass Nad Sylvan (vocals, guitars, keyboards, drums) und Bonamici (keyboards, basses, percussion) sich zu solch einem uninspirierten und unkreativen 0815-Album hinreißen ließen. Da hilft auch der Mut zum offenen Bekenntnis nicht wirklich weiter, ich zitiere: "Wir haben einfach all die Songs aufgenommen, die Genesis nicht aufgenommen haben". Das 2-Mann-Projekt aus Schweden klingt fast schon unverschämt nach einem Sammelsurium von Genesis, der Gesang geht dabei klar in Richtung Phil Collins. Musikalisch klont man hauptsächlich die Genesis-Jahre von 1974 bis 1978. Dass somit bereits alle Zutaten aufgezählt sind, deprimiert gewaltig. Keinerlei eigene selbstbewusste Anklänge, zudem trägt die monotone Präsentation der 12 Stücke ihren Teil dazu bei. Alles ist viel zu übersättigt vom sanften Piano bis zur dahin gehauchten Rhythmusmaschine und klingt so nach einem ziemlich blutleeren Retroprog im Midtempo-Bereich. Das Gitarrenspiel ist zwar stark von Steve Hackett geprägt, widerspiegelt aber nur sehr selten die unter die Haut gehenden Hackett-Leadgitarren und liefert dadurch zu keiner Zeit den erforderlichen Kontrapunkt. Mit dem Instrumentalstück "ReHacksis" wurde sogar noch ein Tribute-Song für den Ausnahmegitarristen aufgenommen. Allerdings will ich hier auch nicht alles schlecht reden, denn zeitweise funktioniert ja auch die Bereicherung der alten Rezepte ganz zufriedenstellend, doch diese Kunst verstehen Bands wie zum Beispiel The Watch oder Simon Says um einiges besser.
Andreas Kiefer
© Progressive Newsletter 2008