CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)

Asia - Phoenix
(64:52, Frontiers, 2008)

Nach der Reunion in Original Besetzung folgt nach einem Doppel Livealbum mit "Phoenix" der erste Studio Longplayer der Asia Besetzung Downes - Howe - Palmer - Wetton seit dem 83er Output "Alpha". Auf der Konzertbühne funktionierte die Wiederbelebung noch recht gut, im Studio kann sich jedoch "Phoenix" keinesfalls mit "Alpha", aber vor allem dem epochalen Debüt "Asia" (u.a. mit "Heat of the moment", aber auch so sinfonischen Kleinodien wie "Sole survivor" oder "Cutting it fine") messen. Abgesehen von der komplett nervigen Angewohnheit, die Promoausgabe fast jede Minute mit "You're listening to the new Asia Album 'Phoenix'" zu überlabern und jeglichen Hörspaß gnadenlos im Keim zu ersticken, krankt dieses Album vor allem an der kompositorischen Qualität. Was Anfang der 80er noch interessant und teils detailverliebt durchdacht war, klingt heute nur noch nach aufgeblasenem Bombast, könnte ebenfalls als Wetton / Downes Soloprojekt mit Gastmusikern durchgehen. Gerade Steve Howes signifikante Gitarrenarbeit wurde fast gänzlich in den Hintergrund gemischt bzw. ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Carl Palmer verkauft sich weitgehend komplett unter Wert und lässt in keinem Augenblick filigrane Technik oder ein interessantes Break durchblitzen. Kann aber auch erschreckenderweise daran liegen, dass beide heutzutage wirklich nicht mehr so recht wollen. So bestimmen vor allem die weit auslandenden, aber leider nur wenig gehaltvollen Keyboardteppiche von Geoff Downes den Asia Sound anno 2008. Viel zu viel wirkt recht harmlos auf ohrenfreundlichen Schönklang ausgerichtet, der Balladenanteil ist unverhältnismäßig hoch und somit klingen Asia meist leider nur nach einer Alt-Herren-Band, die einfach nur noch in sich selbst erstarrt. Zwar gibt es hier und da noch einige ansprechende Momente (z.B. in "Parallel worlds / Vortex / Deya"), diese verlieren jedoch sehr schnell wieder an Schwung und Qualität. Das ist in mehrerer Hinsicht schade, vor allem angesichts des musikalischen Könnens und Potenzials, das hier fast komplett ungenutzt verpufft und natürlich auch in Anbetracht der Tatsache, dass man vor mehr als 25 Jahren weitaus mehr zu sagen hatte. "Phoenix" ist leider genau jenes Album geworden, das man sich nach der überraschenden Reunion nicht gewünscht hätte.

Kristian Selm



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