CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)

Nave - Segredos do chão
(54:46, Privatpressung, 2008)

Brasilianische Wochen beim PNL. Wie es der Zufall so will, trudelten in den letzten Wochen erstaunlich viele Produktionen (vor allem DVDs) aus dem südamerikanischen Land ein. Doch auch auf dem CD Sektor gibt es Neuzugänge zu verzeichnen: Nave fanden bereits vor mehr als 10(!) Jahren Berücksichtigung in diesem feinen Heft, jetzt sind sie mit einem neuen Werk am Start. Zu Beginn scheint "Segredos do chão" ausschließlich die allgemeinen Klischees für Produktionen aus Brasilien zu bestätigen, denn das Album startet verträumt, etwas sinfonisch-rockig verspielt, aber auch eine Spur zu arglos. Von längeren Tracks hat man sich im Vergleich zum Debüt ebenfalls verabschiedet, so dass die 11 Tracks weniger ausschweifend, ohne die ganz großen instrumentalen Ausschmückungen, sondern mehr songorientiert gestaltet sind. Weiterhin wurde der Prog Einfluss zurückgedrängt, so dass bisweilen einfach verspielter, instrumental anspruchsvoll wirkender Rock / Pop brasilianischer Prägung aus den Boxen drängt. Doch lässt man sich auf diese zurückhaltende, immer etwas unspektakulär wirkende Spielart ein, dann entdeckt man unter der Oberfläche doch recht interessant gestaltete Songideen, sind die kurzen, aber deutlich progig verspielten Soli (abwechselnd an Keyboards und Gitarre) sehr harmonisch in den Gesamtkontext verwoben. In den luftig arrangierten Songs schimmert zudem immer ein leicht melancholischer Unterton mit, nicht alles ist hier eben "Sommer, Sonne, Sonnenschein". Im Mittelteil des Albums beweisen Nave dann auch noch, dass sie eine gehörige spielerische Schippe drauflegen können und es durchaus auch um einiges schwungvoller, spannender und mitreißender geht. Letztendlich wird "Segredos do chão" aber in unseren Breiten dann doch wohl dem Schicksal vieler brasilianischer, meist zu sanften Produktionen zu Teil werden, so dass eben nur die beinharten Sammler hier zugreifen werden.

Kristian Selm



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