CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)

Mizukagami - Yugake
(41:27, Poseidon / Musea, 2008)

Die Tokioter Symphonic Rocker Mizukagami lieben die Sanftheit ausgedehnter neoprogressiver Lyrik. Emotional wirken die leicht kitschigen Songs etwas aufgesetzt. Die kompositorischen Ideen sind unreif und haben auf Grund technischer Unfertigkeiten im Schlagzeugspiel eine hölzerne Note. Der Gesang Futabas liegt, für europäische Ohren, in bestimmten Passagen leicht neben der Spur. Sie kann den Ton wohl halten, was drei der sechs Songs beweisen, beugt den Ton in den anderen drei Songs jedoch, was gewiss gewollt ist, aber harmonischen Zwist mit meinem Harmonieverständnis heraufbeschwört. Das ist nicht 'schräg', Mizukagami haben an schrägem Progressive Rock kein Interesse. Das Schlagzeugspiel von Keita Kamiyama ist gebremst. Technisch keine besonders reife Leistung, schlägt er nicht virtuos und vital auf die Felle ein, sondern setzt den Stock viel zu dezent, was einen matten, faden Klang gibt. Keyboarder Junya Anan scheint der Mastermind der Band zu sein, sein Spiel ist virtuos und von dichter Harmonie, ohne jedoch mit wünschenswerten Überraschungsmomenten aufzuwarten. Bassist Keiichi Yanagawa hält sich dezent im Hintergrund, ohne jedoch blass zu wirken. Sein Input überzeugt mich am meisten. Gitarrist Yasuo Asakura beweist in einigen, relativ kurzen Parts Spielfreude mit kraftvollem Einsatz, viel zu selten jedoch, um das Interesse an der CD zu wecken. "Yugake" ist ein kompositorisch wenig auffälliges, leidlich interessantes, blass und schlapp eingespieltes, biederes Neo Prog Album, das keinen Anreiz bietet, sich süchtig danach auszustrecken. Da in allen Stilrichtungen innerhalb der progressiven Musik innovative, überzeugende und überraschungsreiche Alben verfügbar sind, braucht sich niemand, der neugieriges Interesse an dieser Musik hat, um die CD zu bemühen. Und so wird diese Scheibe ohne Aufsehen in der Versenkung verschwinden.

Volkmar Mantei



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