CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)

Machy Madco - Sueño azul
(42:55, Viajero Inmovil, 2007)

Der argentinische Bassist Machy Madco gehört in die Liga der technisch außergewöhnlich begabten Musiker, die auch komplexe, schwer zu spielende Kompositionen perfekt zu intonieren wissen. Sein neues Album "Sueño Azul" ist voll davon. Stilistisch liegt der Bassist, der in einigen der 11 Songs auch Gitarre, Schlagzeug und Keyboards spielt und sich mit weiteren versierten und begabten Musikern umgeben hat, irgendwo im großen Teich zwischen Jazzrock, Latin Fusion, Hardrock und Einflüssen aus der argentinischen Folklore. Manches Motiv ist als Ballade auf die CD gekommen und könnte quasi als Hintergrundmusik im Fernsehen funktionieren, obwohl die eingängig konzipierten Tracks dazu wiederum zu wilde Soli oder komplexe Passagen haben. "Sueño Azul" wird es in der Landschaft technischer Alben nicht besonders leicht haben, weil Machy Madco ein Faible dafür hat, aufwendige Partituren für das allgemeine Gehör, will sagen, eingängig zu arrangieren. Da gibt es sphärisch-säuselige Midi-Gitarrensoli ("Funkyto"), die vor sich hin dösen, poppige Rhythmen, die fast schon "normal" tanzbar sind oder funky Tracks - vieles, was Freunden ausgefallener Klänge zu sehr easy listening sein dürfte. Doch zusätzlich sind hier viele hochaufwendige Strukturen zu hören, dramatische Steigerungen, extreme Soli, verflixt komplexe, anspruchsvolle Rhythmusarbeit - alles stets perfekt gelungen. Am eindruckvollsten sind die Basssoli. Machy Madco spielt mit scheinbar leichter Hand fingerbrecherische Motive. Bei ihm klingt leicht, was andere Bassistenhände so nicht gepackt hätten. Wenn die Band die Songstrukturen spielt, hebt er schon mal an, Funk zu spielen. Seine Soli sind davon stets frei, es klingt, als arbeite sich ein Jazzer durch komplexe Rockarrangements. "Sueño Azul" zeichnet seine Leichtigkeit, seine Beschwingtheit aus. In allen schweren und leichten Parts ist diese Musik gewordene Lebensfreude zu spüren.

Volkmar Mantei



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