CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)

The Last Placid Days Of Plenty - Headphone gallery
(65:11, Privatpressung, 2007)

The Last Placid Days Of Plenty, auch kurz nur Plenty genannt, sind keinesfalls Schnellstarter. Die Ursprünge der kanadischen Band gehen bis ins Jahr 1989 zurück, als die beiden Freunde Eric Domander (Schlagzeug) und Jamie Robertson (Keyboards) es einfach leid waren, immer nur Coverversionen der "Top 40" Hits zu spielen. Doch dauerte es bis zum Jahr 1994, bis man letztendlich ein einigermaßen konstantes Line-Up gefunden hatte. Es gingen noch ein paar weitere Jahre ins Land, in denen man sich nicht nur ein Publikum erspielte, sondern auch am eigenen Material feilte. "Headphone gallery" ist das Endresultat des jahrelangen Findungsprozesses, bei dem die Band für sich einen ganz eigenen Stil irgendwo im verschnörkelten Art Rock definierte, der vor allem auf Melodie, Atmosphäre und einen kompakten Gruppensound setzt, somit komplett auf solistische Eskapaden und instrumentale Egotrips verzichtet. So finden sich hier sowohl Passagen, die recht offensichtlich Pink Floyd angelehnt sind ("Sand in rain", sowie das Faible für Soundschnipsel), ausgefeilte, stimmungsvolle Instrumentals ("Invisble man"), aber auch neo-progressiv angehauchte Momente, die jedoch nicht nur auf die typischen Plattitüden setzen ("Asleep at the wheel"). Doch weitaus mehr sind Plenty im "normalen" Rock zu Hause (hin und wieder erinnern einige pompöse Einfälle sogar entfernt an Queen), der durch seine interessante Gestaltung keineswegs nach beliebiger Austauschware klingt, von den Sounds und Einfällen zum Großteil in den 80ern seine Wurzeln hat. Vor allem die Gitarre steht im Vordergrund, während die Keyboards mehr im Hintergrund agieren. Auf der anderen Seite der eigenen Skala steht das knapp 19-minütige, das Album abschließende "The end of an era", bei dem man beweist, dass man eben auch Longtracks mit diversen Dynamikwechseln auf der Pfanne hat. "Headphone gallery" ist eines jener Alben, bei dem man die inhaltliche Reife und Qualität erkennt. Doch nicht nur aufgrund des großen Konkurrenzangebots, sondern auch weil sich Plenty zwischen den stilistischen Stühlen bewegen, wird es die Band sicherlich nicht leicht haben, sich seine Zuhörer zu erspielen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2008