CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)
Jeremy - Mystery and illusion
(70:24, Mals, 2008)
Jeremy Morris (voc, g, b, dr, mel, p, synth) und Dave Dietrich (dr, perc) sind mit Jeremy ein (weiteres) Retro-Unternehmen eingegangen. Es geht in Endsechziger Psychedelic Gefilde, wie sie einst von Pink Floyd und Artverwandten ausgeforscht wurden. Die 10 Songs auf "Mystery and illusion" hat Namensgeber Jeremy Morris geschrieben, arrangiert und produziert. Die Band ist sein Baby. Die Orientierung auf den alten Sound gelingt ihm in den Songs 1 bis 6 außergewöhnlich gut. Der softe Psychedelic Gesang, die harten Gitarren mit grandiosen, langen, messerscharfen Soli, der epische Sound auf dem dicken Mellotron- und Synthesizer-Teppich, unter dem der Rhythmus verspielt, aber songorientiert sitzt - fabelhaft gemacht. Die Songs sind gut komponiert, sind nachvollziehbar und einfach gute Unterhaltung. Bis auf 4 und 10 Minuten bringen es die mit vielen Soli und langen instrumentalen Parts ausgeschmückten Songs. Ein Hauch Rest-Beat und eine Spur späteren Hardrocks machen die Sache angenehm rund. Doch plötzlich, mit dem 7. Song verwandelt sich alles. Plötzlich wird es elektronisch. Die psychedelisch Note bleibt erhalten, statt Rock verwandelt sich der Sound in Dancefloor. Der Gesang bleibt gleich, doch statt der satten Gitarren und des knalligen Schlagzeugsounds donnern elektronische Rhythmen aus den Boxen. Ambiente Töne, fast schon im Poplook der schrecklichen Achtziger flimmern herum. "Teardrop explosion" als 7. Track und das darauf folgende "Save me" enden jeweils in entsetzlich süßlichem Kitsch. Kaum zu ertragen, auch wenn die Gitarren und das Schlagzeug (in ekligem Techno-Sound) wiederkehren. Jeremy war hier eindeutig auf dem falschen Trip! Das kurze "What do we know?" kann als ambiente Pause durchgehen. Aber das abschließende "Mystery and Illusion", wieder mehr im Sixties-Kleid, endet als Ultra-Kitsch, so schlimmes ist selten auf meine Ohren aus. Daher, liebe Leute, mache ich jetzt mal Schluss und wasche mir selbige. Good night and good luck.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2008