CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)

Heaven - Brass Rock 1
(58:21, Esoteric Recordings, 1971)

Heaven gehörten zum umfangreichen Line Up des legendären Isle of Wight Festivals anno 1970. Doch während es andere Bands wie z.B. Emerson Lake & Palmer oder Jethro Tull danach zu Weltruhm brachten, verschwand diese britische Formation sehr schnell wieder in der Versenkung. Trotz eines lukrativen Plattenvertrags, einem aufwändig gestalteten Doppelalbum als Debüt(!), der Präsenz als mitreißender Liveact und nicht nur dem eigenen Glauben an den Erfolg, bliebt der kommerzielle Erfolg leider aus und nach recht kurzer Zeit wurden Heaven wieder aufgelöst. Vielleicht lag es daran, dass die Band eher in der Tradition von Bands wie Chicago und Blood Sweat & Tears agierten und vor allem auf einen Bläserbetonten Jazz Rock Sound setzen, der nicht unbedingt britisch, sondern eher amerikanisch klang. Oder es handelte sich wieder mal um einen typischen Fall von "zur falschen Zeit am falschen Ort", denn qualitativ braucht man sich keinesfalls vor den amerikanischen Kollegen zu verstecken. Heaven bewegen sich trotz omnipräsenter, sehr prägnanter Bläsersätze (mit fünfköpfiger Brass Section) recht stilsicher und keinesfalls zu überladen im Terrain zwischen Jazz Rock und Progressive Rock. Die Soli werden von diversen Instrumenten getragen und insgesamt ist der Stil der Band von einem sehr lebendigen und virtuosen Sound geprägt, der druckvoll, bisweilen sehr dramatisch auf die Wege gebracht wird. Auch wenn "Brass Rock 1" heutzutage natürlich etwas antiquiert und angestaubt, eben typisch nach frühen 70ern klingt, so hat die Musik doch keineswegs von ihrer druckvollen Power verloren. Zwar geht im Studio etwas von der lebendigen Liveaura verloren, dennoch bekommen Heaven vielleicht durch dieses Re-Release mit einiger zeitlicher Verspätung jene Anerkennung, die ihnen von Anfang an zustand.

Kristian Selm



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