CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)

Gurth - Tormentes
(54:13, Mals, 2008)

Ein Album aus dem Kuriosenkabinett der modernen Zeit. Eine katalanische Band landet bei einem russischen Label und spielt Musik, die sich dann vor allem auf Bands aus dem englischen Sprachraum beruft. Gurth ziehen auf ihrem aktuellen Album "Tormentes" unterschwellig Einflüsse von King Crimson und dem Mahavishnu Orchestra aus dem Hut und fusionieren ihre eigene Sichtweise mit einer lockeren, weiteren Portion Jazz Rock. Zweifellos sind die Spanier mehr im verspielten, recht groovigen Progressive Rock bzw. Rock zu Hause, doch der Blick in jazzige Regionen verleiht diesem Album den richtigen Dampf. Auf prägnante Einflüsse aus der Heimat verzichtet man bis auf den recht seltenen Gesang und einige wenige luftige Latin Elemente vollständig, so dass dieses Album über weite Strecken den unbestimmbaren, urbanen Geist der großen weiten Welt atmet. Das Quintett benötigt keine ausschweifenden Formate, sondern man begnügt sich meistens mit Songs im 4-5-minütigen Bereich. Durch doppelte Gitarrenbesetzung entsteht bereits ein recht variabler Sound, der durch Gastmusiker u.a. an Keyboards und Klarinette seine Verfeinerung erfährt. Insgesamt wirken die 11 Titel weder erschlagend komplex, noch zu fordernd, sondern unterhalten meist in angenehm unaufgeregter Spielweise. Und damit wären wird dann auch beim einzigen Kritikpunkt, der dazu führt, dass dieses Album nicht mehr Begeisterung auslöst. Gurth könnten es nämlich mitunter ruhig etwas dreckiger bzw. etwas vertrackter krachen lassen. Zudem entsteht der Eindruck, dass diese Band vor allem live auf der Bühne funktioniert, im Studio die ganze Chose doch etwas gedrosselt wirkt. Insgesamt eine solide und interessante Progressive / Jazz Rock Scheibe und auch bei dieser Band gilt (Internet sei Dank): einfach auf der myspace Webseite vorbeisurfen und selbst reinhören.

Kristian Selm



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