CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)
Caveat - Red
(46:11, Cyclone Records, 2008)
In letzter Zeit häufen sich die Bands, die nicht nur auf extreme Härte setzen, sondern ebenfalls in Komplexität und Überdrehtheit gerne noch einen drauf setzen. Caveat aus Kanada werden ganz unauffällig vom Label unter dem Banner "Prog Metal" beworben, während andere Kritiker die unheiligen Worte Death Metal / Grindcore in den Mund nehmen. Wahrscheinlich haben Letztere dann doch eher Recht, denn Caveat haben nur sehr, sehr wenig mit Dream Theater und Konsorten am Hut, vielmehr findet man zwischen rasiermesserscharfen Riffs, extremem Gurgel Gesang eben auch Überdrehtes und sogar mit etwas Fantasie ganz leichte Reminiszenzen an den aktuellen Sound von King Crimson. Während der Opener "Red" (hat nichts mit King Crimson zu tun) noch eher traditionell und mit flottem Tempo und Breaks im extremeren Metal unterwegs ist, ist das folgende "Sin" nicht nur inhaltlich wesentlich vielschichtiger gestaltet, sondern bietet neben unterschiedlichen Tempi auch ruhigere Zwischenparts. Gerade die nicht offensichtliche Festlegung auf typisches Schubladendenken macht den Reiz dieser metallischen Attacke mit Experimentierpotenzial aus. Hier werden fast keine Gefangenen gemacht, sondern jeglicher Widerstand mit Härte oder Unbarmherzigkeit niedergemetzelt. Doch immer wenn man meint jetzt wird es doch einfach zu viel, folgen auf einmal "sanftere" Passagen, werden die Extreme wieder relativiert, was sich auch in der recht weit gefassten Vokalpalette niederschlägt. Caveat gehören zu jenen Metalbands, die sich nicht einfach kategorisieren lassen. Zwar hört man in den unterschiedlichen Teilen die verschiedenen musikalischen Wurzeln heraus und wird hier vor allem das metallische Banner flink geschwenkt, doch immer wieder überraschen einen Caveat mit nicht zu erwartenden Brüchen. Ein metallisches Werk der Extreme für Grenzgänger.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008