CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)
Black Mountain - In the future
(57:22, Jagjaguwar, 2008)
Dieser Albumtitel ist der absolute Witz. Von wegen Zukunft, hier schlägt mit voller Wucht der Retro-Hammer zu! Vielleicht hängt aber auch alles mit dem ersten Teil des Bandnamens zusammen. So wie Black Bonzo in letzter Zeit vor allem mit ihrem Debüt die Vergangenheit gekonnt wiederbelebten, so geht bei Black Mountain der Flug mit der Zeitmaschine ebenfalls zurück in die späten 60er und frühen 70er. Dabei geben sich die Kanadier jedoch keineswegs einseitig, denn bei ihnen hat fast alles Platz. Ob nun dreckiger, erdiger Rock mit dröhnenden Riffs, psychedelische Kiffer-Sounds oder weiche Mellotronteppiche mit Prog-Wohlfühlfaktor, der Band gelingt ein überzeugendes Exhumieren längst vergangener Klänge. Dementsprechend breit ist natürlich auch das inhaltliche Spektrum. Mal werden nur ganz relaxt die Geister aus der rockmusikalischen Gruft angefleht, mal drückt man gehörig auf die Tube und der Flug führt an Black Sabbath Saitenattacken und flirrendem Hawkwind Gezirpe vorbei. Zudem hat man mit "Wucan" wohl einen der besten Pink Floyd Song aus deren Frühphase geschrieben, der nicht von Pink Floyd stammt. Zwar stößt man andauernd auf anscheinend Bekanntes, das aber dennoch ganz eigen durchgerührt, verquirlt und irgendwie eben doch neu serviert wird. Doch besteht auf "To the future" nicht die Kunst darin, möglichst viele A-ha Effekte zu erzeugen, getragen wird dieses Album vor allem von einer prächtigen, auf seine Art recht coolen Atmosphäre, sowie dem richtigen Instrumentarium für diese musikalische Rückbesinnung. Klar ist dieses Album seiner Zeit komplett hinterher und man kann natürlich erwidern "War doch alles schon mal da", aber Black Mountain machen ihre Sache einfach unverschämt gut und man nimmt ihnen jederzeit ab, dass sie von einem Zeitloch verschluckt wurden und eben im falschen Jahrzehnt wieder aufgetaucht sind.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008