CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)
Birds And Buildings - Bantam to Behemoth
(69:26, Emkog Records, 2008)
Der Keyboarder Dan Britton war mir schon mit seinen letzten beiden Projekten Deluge Grander und Cerebus Effect angenehm positiv in der US-amerikanischen Retro-Szene aufgefallen: Kein more of the same, kein stupides Imitieren von alten Helden (meistens Yes oder Genesis), kein Zusammenschustern von Zitaten (man denke nur an all die Gentle Giant-Quasi-Zitate bei den frühen Spock's Beard), stattdessen exzellenter Retro-Prog mit einem gehörigen Schuss Jazzrock und (last but not least) mit Eiern. Mit seinem neuesten Projekt Birds And Buildings führt er diese Entwicklung nahtlos fort und zeigt sich in allen Gebieten noch einmal verbessert. Wen wundert's: Bei Birds and Buildings hat sich ein Quartett absoluter Meister zusammengefunden, die ihre Instrumente mit Können und mit Leidenschaft beherrschen und darüberhinaus auch noch in der Lage sind, dies zu einem stimmigen Ergebnis - eben dem Debütalbum "Bantam To Behemoth" - zusammen zu führen. Herausragend für mich neben Keyboarder Britton ist Drummer Malcolm McDuffie mit seinem fantasievollen Spiel. Das Ergebnis ist, trotz einiger Vorbehalte in Sachen Gesang und Produktion (beides stört mich allerdings mit zunehmenden Hör-Durchläufen immer weniger), das wahrscheinlich beste Retro-Prog-Album, dass ich seit langer, langer Zeit gehört habe. Ehrlich gesagt fallen mir noch nur KBB ein, die in Sachen Spielfreude mithalten können): Retroprog endlich einmal nicht als Plagiat (etwa wie bei Glass Hammer, bei denen ich nie weiss, wie ernst sie alles meinen), kein krampfiges Imitat (The Flower Kings), kein postmodernes, ironisches Augenzwinkern (The Tangent), nur pure Energie, Intelligenz und Spielfreude, ganz im Geist und im Sound der glorreichen Zeiten, jedoch absolut originell. Die Einflüsse sind so vielfältig, so individualisiert, dass jeder andere Referenzbands nennen heraushören kann. "Bantam To Behemoth" imitiert in Wirklichkeit nicht eine oder mehrere Bands, sondern ist vielmehr eine Neuschöpfung, ganz im Stil der Experimentierfreudigkeit der Hochphase des Progressive Rock. Das Album ist folglich nicht nur für den Retro-Prog-Fan ein Muss, es ist ebenso absolut hörens- und entdeckenswert für all jene, die mit dem üblichen Retro-Schmock nix anfangen können, die die alten Meister aus den 1970ern aber hingebungsvoll lieben. Hier gibt es mehr Futter.
Sal Pichireddu
© Progressive Newsletter 2008