CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)

Sérgio Benchimol - Ciclos imaginários
(36:01, Privatpressung, 2007)

"Mehr ein Album zum Zuhören, denn zum Ausflippen". So lautete das Schlussresümee des 2004er Albums "A drop in the ocean, an ocean in a drop" des brasilianischen Gitarristen Sergio Benchimol. Um gleich vorweg zu greifen, diese globale Einschätzung gilt auch für sein aktuelles Werk, welches wieder zusammen mit jeder Menge Gastmusikern aufgenommen wurde. Ebenfalls wie beim Vorgänger nimmt sich der Gitarrist erstaunlich zurück, überlässt vielmehr den vielen klassischen Instrumenten (u.a. ein ganzes Streichorchester), aber auch Saxophon oder Flöte das Feld. Er agiert mehr als Arrangeur, als Dirigent, denn als Solist. So entsteht fein strukturierter, kammermusikalischer Rock, der jedoch nicht über die Sperrigkeit bzw. Komplexität von z.B. Band wie Univers Zéro verfügt, sondern eher zurückhaltend, leicht verschlafen brasilianisch, dennoch detailverliebt zusammengestellt ist. Trotz alledem sind die sechs Titel auf "Ciclos imaginários" keine belanglose Einheitskost, es sind vielmehr die interessanten Zwischentöne, die die weitgehend relaxte und angenehm anzuhörende Musik aufwerten. Als Kritik soll dabei nicht unerwähnt bleiben, dass die Kompositionen zwar durchaus ambitioniert und ebenso mit inhaltlicher Klasse gespielt sind, aber mitunter der rechte Pepp, mitreißende Emotionen fehlen, die den Zuhörer mehr in das Geschehnis hineinziehen. Somit mehr ein Album für Sammler und Genießer der südamerikanischen Szene. Eben mehr ein Album zum Zuhören denn zum Ausflippen.

Kristian Selm



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