CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)
Beduínos a Gasóleo - Beduínos a Gasóleo
(68:19, Cantar ao Sol, 2007)
Die Bandgeschichte von Beduínos a Gasóleo geht zurück bis in die späten 90er. Wie bei so vielen Bands, gab es seitdem diverse Besetzungswechsel, einen stilistischen Selbstfindungsprozess, bis zuletzt die beiden übrig gebliebenen Urmitglieder / Songschreiber Luis Manuel Oliveira (Gitarre) und Carlos Fialho (Keyboards) die richtige Bandformel gefunden hatten. Als Endresultat liegt nun das Debütalbum der portugiesischen Band vor, das vor allem auf drei lange, ausschweifende Songepen setzt, die lediglich durch kürzere Radioedits, sowie dem Gentle Giant Tributesong "Convergir" als Bonusmaterial ergänzt werden. Die Wurzeln sind recht eindeutig im Progressive Rock Bereich zu finden, dennoch sind Spielweise und inhaltliche Mittel sehr eigenständig gewählt und vor allem mit landestypischen Elementen verschmolzen. So beherrschen eher ruhige, melancholische Töne das Geschehen, schimmert hin und wieder sogar die für die portugiesische Musik typische Form des sehnsüchtigen Weltschmerzes "Saudade" durch. Die inhaltlichen Breaks sind behutsam gewählt, dennoch sorgen genügend Ideenvielfalt für interessante Wechsel in Dynamik und Spielweise. Natürlich fehlt es nicht an einigen verträumten Gitarrensoli, sachten Keyboardläufen, aber daneben sind zwischendurch eben auch Flöte, Saxophon und Posaune zu hören. Besonders offensichtlich wird die heimatliche Verbundenheit beim komplett in Portugiesisch gehaltenen Gesang. Gerade Sängerin Rita Guerreiro, die ansonsten bei einer Bluesband hinterm Mikrofon steht, sorgt für eine traurige, aber auch eindringliche Note, während der Gastauftritt des Sängers Janita Salomé einen mediterran-iberischen Einschlag hinzufügt. Dadurch, dass sich Beduínos a Gasóleo musikalisch und inhaltlich vom Einheitsschema abheben und sie keineswegs ihre portugiesischen Wurzeln verleugnen, haben sie auf jeden Fall einige Sympathiepunkte sicher. Dennoch schleicht sich bei ihnen ebenfalls eine Art Verschlafenheit ein. Der Musik fehlt etwas der rechte Pfeffer, manches wirkt doch einfach zu verhalten, zu träge, um den Hörer sofort mitzureißen. Dennoch: ein eigenständiges und in einigen Details ebenfalls ansprechendes Debüt aus Südeuropa, das es aber dennoch in unseren Breiten wohl nicht sehr leicht haben wird. Die myspace Website der Band, sowie der US Vertrieb cdbaby bieten Hörbeispiele.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008