CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)
Azureth - The Promethean Syndrome
(67:12, Promethan Muses Records, 2007)
Zwei Jahre steckten Azureth in ihr aktuelles Konzeptalbum, wobei man sich stilistisch vor allem Richtung epischen, ausladenden Sinfoniksound mit 70s Touch orientierte. Als Einflüsse fügen die Amerikaner Yes, Kansas und Genesis an, wobei man mit diesen Vergleichen wie immer etwas vorsichtig sein sollte. Am ehesten finden sich noch die ausladenden, sinfonischen Elemente aus der Mid 70er Phase von Genesis wieder, ansonsten setzen Azureth vor allem auf einen melodietrunkenen Retrosound. Der Auftakt ist verheißungsvoll, denn das instrumentale Intro "The promethean syndrome" umschmeichelt mit einem elegischen, weichen Sound, der Erinnerungen an die 70er weckt, während das nachfolgende "Being alive" noch etwas mehr Verspieltheit hinzufügt. Dummerweise fällt danach das Album immer mehr in ein inhaltliches Loch, auch wenn zwischenzeitlich immer wieder interessante, keineswegs zu überladene Instrumentalparts aus den Ärmeln geschüttelt werden. Doch der zu drucklose, teils leicht grenzwertige Gesangsstil von Rod Chappell kann in den expressiven Teilen wenig überzeugen, während in den ruhigeren Passagen sein Organ weit besser aufgehoben ist. Kompositorisch sind die Leistungen ebenfalls zu schwankend. Während stellenweise richtig guter, relaxter Retro Prog geboten wird, man es aber auch mal etwas komplexer angeht, ist besonders das nette, aber vor allem von grausig sterilen Synthiesounds geprägte "Chains that bind" bestenfalls eine leicht progressive Mitschunkelnummer für den Komödienstadel. Auch bei der Wahl der Keyboardsounds wurde leider nicht immer der richtige Geschmack auf der synthetischen Klaviatur gefunden. Immerhin fängt sich das Album gegen Ende nochmals, werden einige inhaltliche Überraschungen geboten und besonders das knapp 16-minütige "A new world" setzt gelungene, neue Akzente. "The Promethean Syndrome" wird es wohl wie vielen ordentlichen, aber keinesfalls überragenden Produktionen gehen: aufgrund des großen Angebots an anderen Künstlern / Interpreten werden es Azureth einfach verdammt schwer haben, ihre potenziellen Käufer zu finden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008