CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)

Audiocracy - Revolution's son
(45:48, The Lost Records, 2008)

Eigenartig, irgendwie eigenartig. Bei der Suche nach neuen Bands stößt man immer wieder auf nicht gerade Alltägliches bzw. unkonventionelle Ansätze. "Revolution's son" beruft sich im Promozettel auf die epische Tradition des Progressive Rocks, man sieht sich als "neo-progressive rock band" und das Album wurde zu guter letzt auch noch als impressionistisches Konzeptalbum umgesetzt. Doch wer hier eine plakative Umsetzung erwartet nach Schema F, wird sehr schnell eines Besseren belehrt. So bezieht sich der epische Einfluss auf die nicht immer sofort zugänglichen Songstrukturen, findet man "Neo Prog" am ehesten noch im leicht wavigen 80s Einfluss und den Sounds jener Zeit. Doch ansonsten wird hier recht vieles munter in einen Topf geworfen, was irgendwie auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen scheint. Audiocracy üben sich vor allem in einer eher sperrigen Spielweise, die fast gänzlich ohne zugängliche Melodien auskommt. Die Vokalharmonien werden eher als weiteres Instrument eingesetzt und besonders die Gitarrensoli gleiten mitunter in jazz-rockige Gefilde, während die Orgel mitunter in R.I.O. Gefilden unterwegs ist Gerade dadurch, dass man eigentlich nie weiß, was als nächstes kommt, bewahrt diese Scheibe ihre Spannungsmomente. Ähnlich wie King Crimson in den 80ern verbinden Audiocracy zwei anscheinend unterschiedliche stilistische Richtungen. Auf der anderen Seite hat es die amerikanischen Band mit wechselnder Besetzung versäumt, ihren Art / Wave Rock in ein einigermaßen griffiges Konzept zu packen, auch wenn gegen Ende des Albums immer mehr "normale" Songstrukturen die Oberhand gewinnen. So blitzen immer wieder kurz geniale Momente auf, die aber kurz danach wieder scheinbar beliebig ihre ursprüngliche Kraft verlieren. Ein ungewöhnliches und unkonventionelles Album ist Audiocracy mit "Revolution's son" auf jeden Fall damit gelungen, so dass man sicherlich in Zukunft weiterhin ein Auge auf diese nicht alltägliche Band werfen sollte.

Kristian Selm



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