CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)
Singularity - Of all the mysteries
(52:31, Privatpressung, 2007)
In der großen Masse von Bands im progressiven Bereich gibt es immer noch einige Geheimtipps, die eigentlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätten, die es aber aus den unterschiedlichsten Gründen (Vertrieb, Präsenz in den entsprechenden Magazinen / Internetforen, Mundpropaganda) noch nicht geschafft haben. Singularity reihen sich in diese Liste ein, wobei sie mit ihrem atmosphärischen 2002er Konzeptwerk "Between sunlight and shadow" bereits ein sicherlich beachtenswertes Album über die Ereignisse des 11.Septembers 2001 vorgelegt haben, das jedoch mehr oder weniger unterging. Die Arbeiten für den Nachfolger "Of all the mysteries" zogen sich aus den unterschiedlichsten Gründen länger hin als geplant. Drei Jahre steckte man Zeit, Energie und Kreativität in dieses Projekt, bis man mit dem Endresultat schließlich zufrieden war. Im Gegensatz zum Vorgänger bevorzugen Singularity dieses Mal zum Teil eine wesentlich offensivere, aggressivere Spielweise, auch wenn sie im Grundansatz immer noch vermehrt auf sehr atmosphärische, ruhige Grundgedanken bauen, wie ähnlich veranlagte US-Bands, wie z.B. Timothy Pure oder Product. Doch besonders der seit dem letzten Output neu hinzugestoßene Jonathan Patch (Bass, Flöte, Gesang) sorgt für neue Klangfarben, hin und wieder greift Gitarrist Scott Cleland ebenfalls zum Cello, womit eben nicht mehr nur Keyboards und Gitarre solistisch im Vordergrund stehen. Die sechs Stücke des aktuellen Albums lassen genug Raum für behutsame Songentwicklung und verspielte Instrumentalteile, wobei Singularity geschmackvoll im Tempo und ruhigeren / komplexen Passagen wechseln. Zwar fehlt es mitunter etwas an griffigen Melodien, die beim ersten Hören hängen bleiben, so dass man mehrere Durchläufe benötigt, um sich die Songs zu erschließen. Und auch die vielen Instrumentalteile benötigen mehr Zeit, da sie eben nicht auf Technik bzw. erschlagende Komplexität setzen, weniger nach der Methode "direkt-ins-Gesicht" funktionieren. Vielleicht sind es auch gerade diese beiden Punkte, die Singularity den Weg nach ganz oben verwehren. Denn "Of all the mysteries" wirkt hier und da vielleicht etwas zu unspektakulär, weniger auf die typischen Retro / Progressive Rock Muster ausgerichtet. Wer sich jedoch Zeit für dieses Album nimmt, nicht unbedingt Musik unter Volldampf und mit Vollgas benötigt, bekommt hier wiederum ein stimmungsvolles Werk geboten.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008