CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)

simakDIALOG - Patahan
(73:54, Moonjune Records, 2007)

Die Welt ist voll lauter Musik und doch, in der Stille findet sich manche grandiose Perle. Etwa die der 1993 vom Pianisten Riza Arshad gegründete indonesische Jazztruppe simakDIALOG, die in Asien bereits so gut wie auf jedem Jazz-Festival gespielt hat, weltweit tourt und 2008 auf europäischen und amerikanischen Jazz-Festivals geplant ist. "Patahan" ist das 4. Album der Band, das erste, das international, oder besser, außerhalb Asiens vertrieben wird. Neben Arshad sind Tohpati Ario Hutomo (el-g, acc-g, synth), Adhitya Pratama (el-b), Endang Ramdan (indonesian perc), Emy Tata (indonesian perc, voc) und Nyak Ina Raseuki "Ubiet" (voc) Mitglieder der Band. Stilistisch sind simakDIALOG (was soviel wie: 'aufmerksam dem Dialog zuhören' bedeutet) zwischen Jazz, JazzFusion, freier Improvisation und indonesischer Weltmusik aktiv, wobei kein Stil weiter herausragt, als der andere. Melodisch und harmonisch gibt es oftmals ElectricJazz, der erstaunlich weit in die Rockmusik hineinragt. Der indonesisch betonte Rhythmus, es gibt kein Schlagzeug, die beiden Perkussionisten spielen ein vielfältiges Rhythmusarsenal und -gefüge, befremdet von Beginn an überhaupt nicht. Die dadurch einfließende Weltmusik-Note ist erstaunlich dezent. Der lautmalerische Gesang, der in Schüben eingesetzt wird, erinnert in seiner minimalistischen Folge entfernt an die Franzosen Magma und gibt der folkloristischen Note weiteren Ausdruck. Bass und Gitarre rocken enorm, partiell so, dass es scheint, sie wollten der Band voran stürmen, von den Percussions heftig untermauert. Das Pianospiel beruhigt die erregte Szene stets etwas, ohne aber die hohe Energie herunterzufahren. Ubiets erst lautmalerischer Gesang, der später Texte transportiert, erinnert an Scat, ihre klare, rhythmische Intonation ist geradezu faszinierend. Gerade einmal 5 Stücke sind auf der CD enthalten, zwischen 11 und 20 Minuten lang sind die für europäische Ohren ungewöhnlichen und neugierig machenden Songs. Die vitale und mitreißende Mischung aus Rock, Jazz und Weltmusik in dieser enormen Spannung und Energie verblüfft und lässt eine Kreativität und einen Klang entdecken, die überaus beeindruckend sind. Als Special Guest spricht im Intro des abschließenden "Kain Sigli" Marla Stukenberg deutschsprachige Verse vor, unisono zur indonesischen Erzählung des Textes. Die 5 Stücke wurden im Goethe Haus in der indonesischen Hauptstadt Jakarta am 16. April 2005 aufgeführt und mitgeschnitten.

Volkmar Mantei



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