CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)
Sense - Going home
(46:45, Zéta Productions, 2007)
Auch in Kanada hat man die Zeichen der Zeit erkannt und schwenkt seine Fahnen munter im immer noch angesagten und erfolgreichen Retrowind. Sense vertrauen dabei auf eine Mischung aus den mächtigen analogen Sounds der 70er mit dem rechten kompositorischen Pep, sowie leichten Neo Prog Einschlag der 80er, diese beiden meistens vereint in Songs im 10-Minuten Format. Die Band bzw. das Label sieht es jedoch wieder mal leicht anders, spricht sie doch von "Folk Rock mit akustischen Gitarren, keltischer Flöte und Mellotron", wobei vor allem die folkloristische Note durchaus angenehm präsent ist, jedoch keineswegs zu dominant. Inhaltlich finden sich immer wieder Anleihen an die Spät 70er Phase von Genesis, ganz leichter King Crimson Einschlag, aber auch Schwenks hin zu sinfonischem, hochmelodischen Bombast. Dabei setzen die Kanadier trotz bekannter Zutaten eben doch nicht zu offensichtlich auf allseits bekannte Klischees, sondern manch interessantes Break bzw. inhaltlicher Wechsel sorgt für die entsprechenden Überraschungsmomente. Doch dann folgt das große Aber: im instrumentalen Bereich bewegt sich das alles durchaus im grünen, mehr als ordentlichen Bereich, doch der Gesang von Frank B. hinterlässt leider einige weniger schöne Höreindrücke. Nicht dass er stimmlich völlig danebenliegt, jedoch fehlt seiner Stimme die Power, fallen die vokalen Aktivitäten in unfreiwilliger Schrägheit doch stark gegenüber der Instrumentalfraktion ab. Schade umso mehr, da sich die Band von der inhaltlichen Abwechslung durchaus Mühe gegeben hat, es auch mal härter und sperriger krachen lässt, aber auch ein gutes Händchen für sanfte Zwischentöne beweist. So hängt bei diesem Album wieder mal viel von der eigenen Toleranz gegenüber dem Mann am Mikrofon ab, wer auf den gerade beschriebenen Stilmix steht, sollte dennoch mal ein Ohr riskieren.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008