CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)

Radio Massacre International - Rain falls in grey
(59:54, Cuneiform Records, 2007)

Mit dem diesjährigen Tod von Syd Barrett verabschiedete sich eine, wenn nicht sogar die Ikone des Psychedelic Rocks in die ewigen Jagdgründe. "Rain falls in grey" ist die posthume Verbeugung vor dem Pink Floyd Mitbegründer, denn das Album ist komplett Syd Barrett gewidmet. Dabei ist diese Widmung nicht nur ein schlichtes Lippenbekenntnis, auch die ganze Stilistik dieses Albums ist über weite Strecken im verqueren, abgespacten Psychedelic Rock der 60s gehalten. Es quietscht und zirpt, die Gitarre bekommt mächtig Hall verpasst und auch ansonsten fühlt man sich wie bei einem perfekten Trip in die Vergangenheit. Mehrfach klingen Radio Massacre International so, als ob sie hier bisher unveröffentlichtes Pink Floyd Material aus deren Frühphase ausgegraben haben. Dabei wirkt diese Rückbesinnung keineswegs peinlich oder lediglich wie eine schlechte Kopie, denn durch die elektronische Komponente, dem fließenden, improvisativen Charakter der Musik von Radio Massacre International wirkt das übergangslos ineinander fließende Material auf "Rain falls in grey" doch irgendwie aktueller, zeitloser und eben nicht nur wie eine schlichte Verneigung vor der Vergangenheit. Dennoch ist keineswegs von der Hand zu weisen, dass der ganze Kompositionsstil sehr Retro gehalten ist, die psychedelischen, leicht spacigen Klanglandschaften, die prägnanten Gitarrenriffs aber dennoch sehr schön die Magie dieser Art von Musik einfangen. Nach den zwei langen Eröffnungsnummern "Rain falls in grey" (17:11) und "Better'r day-s" (11:45) geht es zwischenzeitlich wesentlich elektronischer und experimenteller zur Sache, wird hier zum Teil auch der Geist der 70er Phase von Pink Floyd gestreift, als Syd Barrett bereits nicht mehr zur Band gehörte. "Rain falls in grey" ist ein Tributealbum der besonderen, eben anderen Art, welches auf plumpe, offensichtliche Coverversionen verzichtet, sondern einfach den Zeitgeist einer anderen Ära ins Hier und Jetzt transportiert.

Kristian Selm



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